Landeshauptstadt: Kleine Änderungen für Kirsch
Gestaltungsrat gibt grünes Licht für Neubau am Lazarett. Lückenschluss in der Berliner Straße geplant
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Babelsberg/Berliner Vorstadt - Die Neubaupläne des Bauträgers Kirsch & Drechsler auf dem früheren Lazarettgelände haben – wenn auch mit Schrammen – den Gestaltungsrat passiert.
Das mit hochkarätigen Experten besetzte Gremium winkte den langgestreckten Viergeschosser am Donnerstagabend durch, gab Wolfhard Kirsch, der auch für das Bürgerbündnis in der Stadtverordnetenversammlung sitzt, noch einige Hausaufgaben auf. Ratsmitglied Christian Rapp etwa missfiel die Farbigkeit des Gebäudes, in dem Kirsch 33 barrierefreie Eigentumswohnungen unterbringen will. Ratschefin Ulla Luther monierte vor allem die Größe der Bebauung. Auch wenn sie in dieser Form zulässig sei, gehe doch Qualität verloren, sagte sie: „Das ist Ökonomie, das wissen wir, wir nehmen uns damit Qualitäten, die wir bei anderen Häusern gern sehen.“ Um den umgebenden Garten großzügiger zu gestalten, schlug Rapp vor, einen Teil der Stellplätze in einer Tiefgarage unterzubringen. Kirsch versprach, dies noch einmal zu prüfen.
Mit der Vermarktung der Eigentumswohnungen will der Babelsberger Bauträger in zwei Wochen beginnen. In spätestens zwei Jahren soll das Gebäude in der Wildeberstraße, das aus zwei Häusern besteht, fertiggestellt sein. Bereits im kommenden Jahr wolle er mit der Sanierung der denkmalgeschützten Teile des Grundstücks beginnen, kündigte Kirsch an. In den Altbauten sollen weitere 40 Wohnungen entstehen.
Das Areal hat eine bewegte Geschichte: Der Aachener Nervenarzt Rudolf Sinn ließ 1907 eine Klinik für wohlhabende Patienten bauen. Im Zweiten Weltkrieg zweckentfremdete die Gestapo das Sanatorium als eine Art Verbannungsort für Hitler-Gegner. Unter anderem saß der Großindustrielle Fritz Thyssen dort unter militärischer Bewachung ein, ebenso der französische Premierminister Edouard Herriot und der Maler Karl Hofer. Der Name Lazarett stammt aus der Nachkriegszeit, als die DDR-Armee NVA hier ein Krankenhaus für Militärangehörige betrieb. Nach der Wende war das Sanatorium mehr als zehn Jahre lang Sitz der Potsdamer Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde. Das zweite Vorhaben, das im Gestaltungsrat diskutiert wurde, soll eine Baulücke in der Berliner Straße 123 schließen, zwei Grundstücke neben dem Lidl- Markt. Für die CIM Capricorn Immobilien Management GmbH in Berlin entwarf das Potsdamer Architekturbüro Schulz Huster einen Fünfgeschosser, dessen oberste Etage ein Staffelgeschoss ist. Architekt Wolfgang Schulz schilderte die Schwierigkeiten, die der Grundstückszuschnitt mit sich bringt: Das Areal sei vor Jahren von einem mit einer Villa bebauten Nachbargrundstück abgetrennt worden. Da ein vier Meter breiter Streifen zur Erschließung des dahinter liegenden Grundstücks freibleiben müsse und an der Straße alte Bäume, Strom- und Laternenmasten stünden, könne die Zufahrt zu den Parkplätzen nur über eine Rampe erfolgen, deren Tor in die Straßenfassade integriert wurde.
Vor allem dieser Umstand fand im Gestaltungsrat wenig Anklang. In der Berliner Straße gebe es so schöne Fassaden, sagte Luther. „Das tut richtig ein bisschen weh.“ Bauherren hätten auch eine „Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit, die Schönheit an der Straße zu zelebrieren“, sagte Luther. Gut gelungen sei hingegen die Rückseite des Hauses mit vorspringenden Terrassen. Diesen Stil wünsche man sich auch für die Fassade an der Berliner Straße. Ratsmitglied Michael Bräuer regte an, das Einfahrtstor auf die rechte Gebäudeseite zu verlegen und die linke zu einer repräsentativen Eckwohnung zu gestalten.
Schulz sah bei diesem Punkt allerdings keinen Spielraum. Würde die Einfahrt verlegt, müsste ein sehr alter Baum gefällt werden. Dies wolle man nicht. Kompromissbereit zeigte sich der Architekt bei der Frage, wie die Fenster gestaltet werden sollen. Hier hatte der Rat für mehr Einheitlichkeit plädiert. Der Entwurf sieht hingegen verschiedene Größen vor, weil wegen des Verkehrslärms in der Berliner Straße dort vor allem Nebenräume untergebracht sind. Auch das für die Straße typische Sockelgeschoss soll stärker ausgeprägt werden. Allerdings, schränkte Schulz ein, stünden manchen Änderungen auch die Vorgaben der Gestaltungssatzung im Weg.
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