Landeshauptstadt: Kleine Wohnungen dringend gesucht
Potsdams Einwohnerzahl steigt jährlich um 1000 / Wohnungsmarkt hält mit Bedarf nicht Schritt
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Insbesondere im Bereich kleiner und preiswerter Wohnungen hält der Potsdamer Wohnungsmarkt nicht mit der steigenden Zahl der Einwohner Schritt. Die Sozialbeigeordnete Elona Müller und Hans-Joachim Böttche, Bereichsleiter Hilfe zum Leben und Wohnen, stellten am Montag vor Journalisten die Wohnungsmarktsituation 2005 vor. Ende 2005 lebten demnach 1886 Potsdamer mehr in der Landeshauptstadt als noch im Jahr zuvor. Die Einwohnerzahl stieg auf 146 430. Der Wohnungsbestand hat sich 2005 dagegen im Vergleich zu 2004 lediglich um 241 Wohnungen erhöht. Zum Ende des Jahres 2005 gab es 80 792 Wohnungen im Stadtgebiet, 84,6 Prozent davon in Mehrfamilienhäusern.
Es herrscht „eine große Nachfrage nach kleinen Wohnungen“, so Böttche. Die Sozialbeigeordnete: „Hier herrscht großer Druck auf dem Wohnungsmarkt.“ Die Situation einer steigenden Nachfrage auf einem relativ gesättigten Wohnungsmarkt wird sich auch in Zukunft nicht verändern. Dem Bericht zufolge steigt die Potsdamer Einwohnerzahl voraussichtlich jährlich um 1000 Personen auf 160 000 im Jahr 2020. Als Grund für den Zuzugstrend wird im Bericht auch die Förderpolitik des Landes genannt. Gefördert würden nur noch „Wachstumszentren“, wie es Potsdam darstellt. In diesen konzentriere sich die Infrastruktur. In nicht mehr geförderten Regionen komme es dagegen zu einem Rückgang der Versorgungsdichte und damit zu einem Verlust an Wohnqualität, was zu einem Wegzugstrend führt.
Um auf dem prognostizierten Bevölkerungsanstieg reagieren zu können, stehen nach Angaben der Beigeordneten Flächen zum Bau von 10 000 Wohnungen bereit, insbesondere im Bornstedter Feld, aber auch als Lückenschluss in anderen Wohngebieten. 3000 dieser Wohnungen gelten als baureif, die Flächen sind erschlossen und kurzfristig bebaubar.
Aus dem vorhandenen Wohnungsleerstand lässt sich kaum noch ein größerer Bedarf decken: Er liegt bei vermietbaren Wohnungen bei unter drei Prozent. Laut Bericht unterschreitet diese Kennziffer bereits die übliche Umzugsreserve für Aus- und Einzüge.
Die Situation bei Sozialwohnungen wird sich ohne ein Gegensteuern dramatisch entwickeln. 2005 verfügte Potsdam über 1215 Sozialwohnungen, deren Netto-Kaltmieten bei circa 4,60 Euro pro Quadratmeter liegen. Da das Land Brandenburg die Förderung des sozialen Wohnungsbaus fast völlig eingestellt hat, werde der Bestand an Sozialwohnungen bereits bis zum Jahr 2016 auf unter 100 Wohnungen „zusammenschmelzen“, heißt es im Bericht. „Wenn es so eintritt, wird es sehr, sehr schlimm“, so die Sozialbeigeordnete. Im Bericht heißt es wörtlich: „Infolge dieser Entwicklung reduzieren sich in gleichem Maße auch die Möglichkeiten der Stadt, direkte Hilfe bei der Lösung sozialer Wohnungsprobleme zu geben.“ Allein im Jahr 2005 versorgte die Verwaltung 1112 Wohnungsersuche mit sozialer Dringlichkeit. 2126 Haushalte stellten zudem 2005 einen Antrag auf einfachen Wohnberechtigungsschein (WBS). Zusammen mit den Anträgen aus 2004 waren somit Ende 2005 laut Bericht „4168 Haushalte auf der Suche nach einer Wohnung.“ Guido Berg
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