Sport: Kleiner, einfacher, bescheidener
Der DOSB schlägt neue Olympia-Kriterien vor
Stand:
Berlin - Es war ein Zufall, aber der passte. Am Dienstag traf sich in Berlin das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) zur Sitzung. Neben einem Gespräch der Spitze des Sportdachverbandes mit Bundespräsident Joachim Gauck gab es als Bonus der Berlin-Visite draußen vor der Tür den Empfang für die neuen Fußball-Weltmeister vorm Brandenburger Tor.
Im Gespräch mit Gauck ging es laut DOSB-Präsident Alfons Hörmann querbeet vom Breitensport bis zur Leistungssportförderung und -struktur. Und natürlich stand auch das Thema Olympia und eine mögliche deutsche Bewerbung auf der Agenda. Engagement in dieser Sache lohne alle Mühen und Aktivitäten, sei der Tenor des Gesprächs gewesen. Gauck habe ausdrücklich grundsätzliche Unterstützung zugesichert.
Im Pressegespräch später war eine mögliche deutsche Olympia-Bewerbung das große Thema, es ging um deren Procedere und die Kosten. Hörmann und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper stellten ein 15-seitiges Diskussionspapier vor, das eine Debattenvorlage für die Erstellung der von IOC-Präsident Thomas Bach betriebenen Agenda zum Thema Reform des Bewerbungsprozesses sein soll. Diese soll im Dezember auf der Vollversammlung der Weltsportregierung verabschiedet werden. Derzeit wird in 14 Arbeitsgruppen daran gewerkelt.
Die genannte Vorlage stammt nicht vom DOSB allein, sondern ist in gemeinsamer Denkarbeit mit den Nationalen Olympischen Komitees von Österreich, Schweden und der Schweiz entstanden. Das Besondere: Alle vier haben in der jüngeren Vergangenheit Bewerbungen angestrebt, sich aber nach mangelnder nationaler und regionaler Unterstützung – getrost auch als Widerstand zu bezeichnen – daraus zurückgezogen. Das Papier zieht laut Vesper daraus Schlussfolgerungen. Die sind wie gewohnt vorsichtig und zurückhaltend formuliert, aber können wie folgt interpretiert werden:
Die Spiele sollen kleiner, einfacher, bescheidener, transparenter werden. Das fängt schon bei den Bewerbungen an, deren Kosten exorbitant gestiegen sind und sich binnen zehn Jahren verdoppelt haben. Den Kern vieler Probleme, die nur angerissen wurden, fasste Vesper in den Schlüsselsatz: „Wir müssen Olympia stärker an die Bewerberstädte anpassen als bisher. Und nicht wie zuletzt die Städte an ein vermeintliches Bild der Marke Olympia.“ Dann kämen auch die Vorzüge zur Geltung, die eine Stadt, eine Region, ein Land mit der Ausrichtung der Spiele zu erreichen vermag. Und die Bevölkerung könne für eine Bewerbung gewonnen werden. Klaus Weise
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: