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Von Jan Brunzlow: Kleines kann Großes bewirken

Der Potsdamer Frank Döderlein warf sein altes Leben über den Haufen und engagiert sich für Unicef

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Seinen Job als Banker hat er aufgegeben und die wohl kontenfüllenden Früchte des BWL-Studiums nicht geerntet. Vor fünf Jahren hatte Frank Döderlein genug von diesem Leben und fing noch einmal neu an. Ein neues Studium, eine neue Stadt, eine neue Herangehensweise. „Ich wollte etwas Nachhaltigeres machen, etwas Sinnvolles“, sagt er rückblickend. Inzwischen studiert der 31-Jährige an der Potsdamer Universität Geoökologie, war offizieller Beobachter der Welt-Klimakonferenz vor einem Jahr in Kopenhagen, hat für das Robert-Koch-Institut an einer Studie in Afrika mitgearbeitet, war zuletzt für das UN-Kinderhilfswerk Unicef in Malawi und schreibt derzeit am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung seine Diplomarbeit.

Nun sitzt Frank Döderlein in einem Café in der Innenstadt und hat das Notebook aufgeklappt. Fotos zeigen seine Erlebnisse in Afrika, ein Tagebuch gibt die Eindrücke der Reise wieder. Daneben liegen kleine zusammengebundene Pappen mit der Aufschrift „Unicef“. Darin verpackt ist seine Heimat, die er den Kindern in Malawi gezeigt hat. Bilder von Potsdam, aus seinem Leben und aus seiner Jugend. Knapp zwei Wochen war Döderlein mit zehn weiteren ehrenamtlichen Unicef-Mitgliedern in Malwai in Südostafrika. Einem Land ohne alte Menschen, wie er sagt. Bei weniger als 50 Jahren liegt dort die durchschnittliche Lebenserwartung, „alte Menschen sieht man auf den Straßen nicht“.

Auf seinem Weg durch verschiedene Dörfer rund um die Hauptstadt Lilongwe hat er mehrere Einrichtungen besucht. Krankenhäuser, Schulen, Kindertagesstätten und Horte gehörten zum Programm. Urlaub war es nicht, sagt er. Er habe jeden Tag von sechs bis 22 Uhr gearbeitet. Vor allem mit Kindern, von denen viele Waise sind. Ihre Eltern seien an Aids gestorben. Die Immunschwächekrankheit ist ein großes Problem in Malawi. Daher haben die Kinder in der Schule, die er in dem Dorf Meteme auch besucht hat, „Life-skills“ als Unterrichtsfach. Darin werden Themen wie Hygiene, Gesundheitsvorsorge und Aids behandelt. Wie mit einfachen Mitteln geholfen werden kann, hat der Potsdamer Vorort gesehen. Unicef sei es gelungen, in dem Dorf für mehr Sauberkeit zu sorgen. Der Bau eines Brunnens habe für sauberes Wasser gesorgt, dadurch seien die Fälle schwerer Durchfallerkrankungen deutlich zurückgegangen. Aber auch der Bau von Toiletten an den neu errichteten Schulgebäuden habe dazu geführt, dass mehr junge Frauen die Schule besuchen. Vor allem, wenn die Menstruation beginnt, seien Mädchen bislang nicht mehr zur Schule gekommen, weil es keine getrennten und sauberen Toiletten gab, so Döderlein. Das ist jetzt annders.

Es waren neue Erfahrungen, die der Potsdamer Student in diesen Tagen in Afrika gesammelt hat. Erfahrungen in afrikanischen Dörfern zu leben hatte er allerdings schon. Im Rahmen eines Projektes mit dem Robert-Koch-Institut war er vor zwei Jahren in der Elfenbeinküste. Er habe Moskitos gefangen und die Zusammenhänge zwischen der Abholzung des Regenwaldes und dem Auftreten von Malaria untersucht, erzählt er. Denn wenn der Wald weg ist, haben die Moskitos weniger natürliche Feinde und überleben besser.

Klima, Natur und Umweltschutz sind inzwischen Lebensmittelpunkt des 31-Jährigen. In Potsdam lebt er in einer Wohngemeinschaft auf Hermannswerder, in seiner Freizeit engagiert er sich seit anderthalb Jahren ehrenamtlich für Unicef. Anfangs gab es nach dem Spendenskandal, der Unicef erschüttert hatte, immer wieder Fragen, ob denn das Geld wirklich ankomme. Inzwischen, so Döderlein, sei er sich sicher, dass die Organisation aus den Fehlern gelernt hat. Um sich von den Projekten zu überzeugen, habe er sich um die Reise nach Malawi beworben. Dass er dafür einen Eigenanteil von 800 Euro zahlen musste, nahm er hin. Eine besondere Erfahrung nennt er es, die er nun in verschiedenen Vorträgen an Schüler in Brandenburg und Potsdam, aber auch an seine Unicef-Mitstreiter weitergeben will. Er wolle nicht nur Multiplikator für Unicef sein. Es gehe auch darum, den Kindern hier ein Gefühl zu vermitteln, wie Kinder in Afrika leben. Dass dort, in der Meteme- Grundschule beispielsweise ein Lehrer 60 Schüler betreut, dass das Mittagessen aus Mais und Soja häufig die einzige Mahlzeit am Tag ist und dass die Kinder häufig keine Eltern mehr haben und bei Verwandten leben. Und, wie kleine Hilfen aus Deutschland manchmal Großes bewirken können.

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