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Landeshauptstadt: Kleines Mädchen in Babyklappe

Erstes Neugeborenes in Brandenburgs einziger Babyklappe am St.-Josefs-Krankenhaus abgegeben

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Zum ersten Mal wurde ein Neugeborenes anonym in die Babyklappe des St.-Josefs-Krankenhauses gelegt. Das kleine Mädchen sei gesund und erst wenige Stunden alt gewesen, als es vergangenen Mittwoch abgegeben wurde, sagte Krankenhauschefin Adelheid Lanz gestern den PNN. Ein Mitarbeiter der Geburtshilfe-Station konnte das Neugeborene sofort entgegen nehmen, weil auf der Station automatisch ein Signal ertönt, sobald ein Kind in der Klappe liegt, erklärte Lanz.

Da es das erste Baby war, das in die im Juni 2003 eingerichtete Klappe gelegt wurde, habe auf der Station ein „gewisse Aufregung“ geherrscht, so Lanz. Dennoch hätten ihre Mitarbeiter es mit „sehr viel Ruhe“ versorgt. Ein Kinderarzt habe das Baby untersucht und auch das Jugendamt sei sofort benachrichtigt worden.

Laut Jugendamtsleiter Norbert Schweers habe man dort gegen Mittwochmittag die Information erhalten. Eine Mitarbeiterin sei daraufhin ins Krankenhaus gefahren, „um alles Nötige“ zu besprechen. Das Amt habe sich zudem sofort ans Amtsgericht gewandt, um per Gerichtsbeschluss die Vormundschaft zu erhalten. Die Stadt Potsdam hat sechs Mitarbeiter angestellt, die sich als Vormünder um Kinder kümmern, deren Eltern kein Sorgerecht haben.

Seit Montag befindet sich das Kind aus der Babyklappe nun bei einer so genannten Adoptivpflegefamilie aus dem „Potsdamer Raum“, so Schweers. Sollte sich die Mutter innerhalb von acht Wochen nicht beim Jugendamt melden, besteht die Möglichkeit, dass die Pflegeeltern das Kind nach einem Jahr „Bewährungszeit“ adoptieren dürfen, sagte der Jugendamtsleiter. Aber auch nach der Acht-Wochen-Frist könnte das Adoptionsverfahren „rückgängig gemacht“ werden, sollte sich die Mutter später doch für die Annahme ihres Kindes entscheiden.

Auch die Mutter des Kindes würde über ihre Rechte in dieser Situation informiert, betonte Krankenhausdirektorin Lanz. In der Babyklappe habe ein entsprechender Merkzettel gelegen, den die Mutter des Babys offenbar mitgenommen habe.

Die Adoptionsvermittlungsstelle der Stadt Potsdam hatte im vergangenen Jahr 28 Paare aus Potsdam und dem Umland registriert, die ein Kind adoptieren wollten. Allerdings gebe es „keine Warteliste“, so Schweers – denn: „Wir suchen Eltern für ein Kind und nicht ein Kind für Eltern.“ Pflegeeltern würden deshalb danach ausgesucht, ob sie und ihre Lebensumstände für das jeweilige Kind geeignet sind. Die Pflegeeltern des kleinen Mädchens haben bereits „einen Kurs über die rechtlichen und psychologischen Hintergründe“ einer Adoption absolviert.

Zudem halten Jugendamtsmitarbeiter weiterhin Kontakt zu der Familie. Auch einen Namen hat das kleine Mädchen schon: „Wir haben ihn dem Kind gegeben, um es ansprechen zu können“, so Adelheid Lanz vom St.-Josefs-Krankenhaus. Allerdings müssten Kind und Pflegeeltern anonym bleiben.

Während es in Berlin fünf Babyklappen gibt, ist die Klappe an der Klinik in der Allee nach Sanssouci 7 die einzige in ganz Brandenburg. Sie soll verhindern, dass Frauen ihr Baby aussetzen und Lebensgefahr bringen. Dass die Ablage leichtfertigen Müttern die Entscheidung gegen ein Kind abnehme, glaubt Lanz aber nicht: Dass die Klappe nach zweieinhalb Jahren zum ersten Mal genutzt wurde, zeige, dass die Mütter nur in einer äußerster Not diese Möglichkeit nutzten.

Juliane Wedemeyer

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