zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Kleines Schloss“ bleibt Gaststätte

Langjährige Betreiber Christa und Ingo Lehmann gehen am Jahresende in den Ruhestand / Neue Ausschreibung

Stand:

Langjährige Betreiber Christa und Ingo Lehmann gehen am Jahresende in den Ruhestand / Neue Ausschreibung Von Erhart Hohenstein Die Besucher des Babelsberger Parks werden auch künftig in das „Kleine Schloss“ einkehren können. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat sich entschlossen, das Restaurant im Erdgeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes nach Aufgabe durch die bisherigen Pächter zu erhalten und neu auszuschreiben. Es soll am 1. März 2004 wiedereröffnet werden. „Nein, Probleme mit dem Verpächter hat es nicht gegeben“, bestätigte Ingo Lehmann auf Anfrage. „Wir beenden vielmehr aus gesundheitlichen und Altersgründen unser Berufsleben.“ Er freue sich, dass schon mehrere Bewerbungen für seine Nachfolge vorliegen. Für Weiterbeschäftigung und -vermittlung der vier Azubis werde gesorgt. Auch von dem neuen Betreiber wird ein sensibler Umfang mit dem Baudenkmal gefordert. Bauliche Veränderungen sind auf den 92 Quadratmetern Fläche der vier zum Ufer des Tiefen Sees gelegenen Gastzimmer und den Nebenräumen kaum möglich. Schließlich ist das Gebäude, in dessen Obergeschoss zwei Wohnungen für Mitarbeiter der Stiftung untergebracht sind, mit großen Namen der preußischen Geschichte verbunden. Prinz Wilhelm (der spätere Kaiser Wilhelm I.) hatte das mit einem Gartenhaus besetzte Grundstück 1833 von dem Webermeister Blumen erworben, dessen Vorfahren aus der Schweiz in die durch König Friedrich II. angelegte Kolonie Nowawes gekommen waren und dort 1754 in der heutigen Wichgrafstraße ein Haus als Schenkung erhalten hatten. Der neue Eigentümer beauftragte keinen Geringeren als den Architekten Ludwig Persius, das Gartenhaus aufzustocken und zu erweitern. An den Entwürfen beteiligten sich auch Wilhelms Gattin Prinzessin Augusta und sein älterer Bruder Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.). Das Haus erhielt Wohnungen für den Förster Geldermann und die prinzlichen Adjutanten. Für sich selbst ließ Wilhelm einen „vorläufigen Arbeitsplatz“ einrichten, von dem aus er den Baufortgang am noch nicht fertiggestellten Schloss Babelsberg, seiner spätereren Sommerresidenz, verfolgen und beeinflussen konnte. Seine heutige Gestalt als „Kleines Schloss“ im englischen Tudorstil erhielt das Haus 1841/42 nach nochmaligem Umbau durch den Architekten Eduard Gebhardt. Daran wirkte erneut Prinzessin Augusta mit. Danach wohnte in dem nun „Prinzenburg“ genannten Gebäude bis Ende der 40er Jahre Prinz Friedrich Wilhelm (der spätere Kaiser Friedrich III.). Damit war die Zeit der klangvollen Namen vorbei. Hofdamen und Bedienstete zogen ein, nach Ende der Monarchie wurde es gewöhnliches Wohnhaus und nach 1946 Erholungsheim der Filmgesellschaft DEFA. Seine Zeit als Gaststätte begann 1950 unter der Bezeichnung „Strandterrassen“. Fortschreitender Verfall erzwang 1970 die Schließung, doch 1981 konnte sie nach umfangreichen Baumaßnahmen als „Kleines Schloss“ wiedereröffnet werden. Noch bis Jahresende werden Christa und Ingo Lehmann täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr die Gaststätte betreiben.13 Jahre lang haben sie hier ihrem Publikum solide deutsche Küche, Kaffee, Eis und Kuchen angeboten.

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })