Von Erhart Hohenstein: Kleingärten ohne Eigenheime
Siedlungsprojekt des VGS-Kreisvorstandes scheitert am Widerstand der Betroffenen
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Babelsberg - Das seit Anfang der 1990er Jahre verfolgte, vor kurzem wieder aufgenommene Vorstandsvorhaben des Potsdamer Verbandes der Garten- und Siedlerfreunde (VGS), Kleingärten mit Eigenheimen zu bebauen, scheitert offensichtlich am Widerstand aus den dafür vorgesehenen Babelsberger Gartenanlagen. In seiner jüngsten Sitzung musste der VGS-Kreisvorstand ein „ablehnendes Votum“ der Vereine Hoffnung 22 und Freie Scholle konstatieren. Daran werde das Modellprojekt wohl scheitern, für das am 23. August die Erklärungsfrist abläuft, schreibt VGS-Pressesprecher Bernd Martin in der jüngsten Ausgabe der verbandseigenen „Gärtnerpost“.
Der VGS- Kreisvorstand fühlt sich missverstanden. Wie er erklärt, handele er mit „absolut sozialem Hintergrund. Leuten mit nicht soviel Geld in der Tasche sollte ermöglicht werden, auf ihrer Parzelle ein kleines aber feines Eigenheim zu bauen. Für dauerhaftes und günstiges Wohnen in kleinen Häusern also. Und vom Rausschmiss derjenigen Kleingärtner, die nicht bauen wollen, kann überhaupt nicht die Rede sein.“
Der Kreisvorstand hatte seinen Geschäftsführer Friedrich Niehaus beauftragt, im Vorfeld die behördlichen Hürden für das Vorhaben zu nehmen und für die Gartenanlagen zwischen Semmelweisstraße, Oberer Donarstraße, Bruno H. Bürgel-Straße und Concordiaweg einen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen, der den Pächtern die Möglichkeit zum Hausbau schafft. Stadtplanungschef Andreas Goetzmann sah in der Errichtung der nur bungalowgroßen Bauten kein Problem.
Niehaus aber hatte zuvor die betroffenen Gartenvereine nicht von den Absichten des VGS-Vorstandes informiert. Er wollte „nicht schon vorher die Pferde scheu machen“, erklärte er dieses ungewöhnliche Verhalten. Als er im Nachhinein das behördlich sanktionierte Vorhaben den Kleingärtnern erläuterte, blies ihm heftiger Gegenwind ins Gesicht. Hauptgrund: Die große Mehrheit der Gärtner ist mit Mietwohnung und Erholungsparzelle zufrieden und will gar nicht bauen. Viele befürchten zudem, dass im Lauf des Planverfahrens ihr Grundstück entgegen den Zusagen doch an einen Investor verhökert wird. Zudem sorgen sich die Vereinsmitglieder, ob mit der Eigenheimbebauung nicht der kostengünstige Kleingartenzins verloren geht.
Der VGS-Kreisvorstand gibt an, er habe all diese Fragen im Vorfeld geklärt, die Befürchtungen seien also „völlig unnötig“. Dennoch zeigt sich von der mit Protesten verbundene Ablehnung des Vorhabens deutlich verunsichert. „Wir werden nichts in Angriff nehmen, was unsere Kleingärtner nicht wollen“, versicherte er nach seiner jüngsten Sitzung. Dies betreffe auch die Festlegungen im Kleingartenbeirat, in dem VGS-Vertreter mit Kommunalpolitikern und Stadtplanern zusammenwirken. Trotz der Abfuhr durch die Kleingärtner in Babelsberg Nord werde man das Sozialprojekt „Eigenheime in Kleingärten“ weiter verfolgen, stellte der VGS-Kreisvorstand klar. Damit sei nach wie vor Geschäftsführer Niehaus beauftragt, dessen Alleingang kritische Stimmen ausgelöst hatte.
Dass er das Wort „Siedlerfreunde“ aus seinem Namen streichen muss, braucht der VGS auch beim endgültigen Scheitern seines Modellprojekts nicht zu befürchten. Aus DDR-Zeiten hat er die Siedlersparte „Einheit“ nahe der Drewitzer Straße übernommen. Ihre Mitglieder wohnen in Schwarzwaldhäusern ähnelnden Eigenheimen, die nach Entwürfen des damaligen Stadtarchitekten Reinhold Mohr ab 1932 mit städtischer Unterstützung von arbeitslosen und armen Familien auf Gartengrundstücken errichtet worden waren.
Erhart Hohenstein
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