Landeshauptstadt: Kleingärtner wieder einig
Siedlungsprojekte auf Gartenland trotzdem möglich
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Eklat abgewendet: Die Forderung der Kleingartenvereine „Babelsberg 1912“, „Hoffnung 22“ und „Freie Scholle“ zur kurzfristigen Einberufung einer außerordentlichen Kreismitgliederversammlung des Verbandes der Garten- und Siedlerfreunde (VGS) ist vom Tisch. Dabei sollte über den Versuch des Kreisvorstandes diskutiert werden, diese Anlagen für eine Bebauung mit Einfamilienhäusern freizugeben. Dem Vorstand hatte die Abberufung gedroht.
Im Verbandsorgan „Märkische Gärtnerpost“ wurde nunmehr eine Erklärung über eine gemeinsame Beratung veröffentlicht, wonach der VGS-Vorstand und die betroffenen Vereine ihre Differenzen abgebaut haben. Es bestehe Einigkeit, heißt es darin, dass die Sicherung von Kleingartenland durch Ausweisung als für eine Reihe von Jahren unkündbare Dauerkleingärten „hohe Priorität“ hat. Das soll durch eine Satzungsänderung deutlich gemacht werden. Gleichzeitig ist die Aufhebung eines Beschlusses aus dem Jahr 1996 vorgesehen, auf dessen Grundlage die Aktivitäten für die Eigenheimbebauung initiiert wurden, heißt es in der Erklärung. Satzungsänderung und Annullierung des Beschlusses sollen auf dem VGS-Herbstseminar mit den Vereinsvorsitzenden in der kommenden Woche diskutiert und auf der Gesamtmitgliederversammlung im Frühjahr 2010 beschlossen werden.
In der gemeinsamen Erklärung legen „die Gartenvereinsvorstände Wert auf die Erwähnung der Tatsache, dass von ihnen keine Forderung nach Rücktritt des VGS-Vorstandes formuliert worden war“. Auf einer Versammlung der Kleingärtner Ende August war allerdings von Teilnehmern erklärt worden, ein Rücktritt sei die „fairste Lösung“.
Im Mittelpunkt der Kritik stand damals der VGS-Kreisgeschäftsführer Friedrich Niehaus. Er hatte im Auftrag des Vorstandes die Umwandlung der Gartenanlagen in Babelsberg Nord zu einem Kleinsiedlungsgebiet betrieben, ohne vorher die betroffenen Vereinsvorstände und Pächter zu informieren. Dazu sollte für die Gartenanlagen zwischen Semmelweisstraße, Oberer Donarstraße, Bruno-H.-Bürgel-Straße und Concordiaweg ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden. Bewusst getäuscht sahen sich auch Stadtverordnete und Stadtverwaltung. Der VGS-Geschäftsführer habe im Bauausschuss zu Protokoll gegeben, dass eine überwiegende Mehrheit der betroffenen Kleingärtner die Kleinstsiedlung befürworte.
Das Modellprojekt, auf Kleingartenland preiswerte Eigenheime zu bauen, ist mit der jüngsten Entwicklung aber nicht vom Tisch. In die gemeinsame Erklärung hat der VGS-Kreisvorstand einen Passus eingebracht, wonach er seine „Aktivitäten zur Schaffung von Kleinsiedlungsgebieten“ fortsetzt, künftig aber nicht mehr auf Kosten bestehender Kleingärten. Über andere Flächen verfügt er allerdings derzeit nicht. Ankäufe wären vom Votum der VGS-Mitglieder abhängig. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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