Landeshauptstadt: Kleingärtner wollen Land kaufen
Wieder Sparten in Gefahr: Höhenstraße, Klein Sanssouci, Am Teehäuschen
Stand:
Wieder Sparten in Gefahr: Höhenstraße, Klein Sanssouci, Am Teehäuschen Für die Berlinerin Katharina Sonn ist der Kleingarten in der Höhenstraße nicht nur ein Ort der Erholung vom Großstadtleben. Sie sieht ihn auch als Ost-West-Geschichte, mit der sie sich erst nach der Wende ihren Traum erfüllen konnte, die Wochenenden im schönen Potsdam zu verbringen. „Für mich ist der Garten unverzichtbar", erklärte sie gegenüber PNN und hat dies wie die meisten anderen Pächter schon im Herbst der Stadtverwaltung gegenüber bekundet, die nicht auf die Schreiben antwortete. Die aus 13 Parzellen bestehende Sparte soll geräumt werden, um dem Neubau eines Kindergartens Platz zu machen. Er werde gebraucht, wenn nach dem Bebauungsplan 60 auf dem angrenzenden, in der DDR-Zeit vom Zoll genutzten Gelände rund 20 Nobelhäuser errichtet werden sollen. Zurzeit läuft für dieses Vorhaben die vorgezogene Bürgerbeteiligung. Der Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde (VGS) hat gegen die Inanspruchnahme des Spartengeländes bereits Einspruch erhoben, befindet sich aber in der Zwickmühle. Er hatte einer Bebauung „für soziale Zwecke" zugestimmt. Diese sind aber nicht gegeben, erklärte VGS-Geschäftsführer Friedrich Niehaus, da ein Kindergarten für die 20 wohlhabenden Familien, von denen die meisten ihre Kinder zudem auf andere Art betreuen lassen würden, überflüssig sei. Wenn in der Nauener Vorstand eine weitere Kindertagesstätte gebraucht werde, sollte sie an einer verkehrsgünstigen Stelle eingerichtet werden. Zurzeit ist das Schicksal der Kleingärten an der Höhenstraße ebenso ungewiss wie das der an den Park Sanssouci angrenzenden Anlagen „Klein Sanssouci“ und „Am Teehäuschen“. Dafür wurde für Juni der dritte Zwangsversteigerungstermin angesetzt. Die Gelände waren von einer inzwischen in Konkurs gegangenen Berliner Immobilienfirma in der Hoffnung gekauft worden, hier Wohnbauten errichten zu können. Doch das würde eine Änderung des Flächennutzungsplans voraussetzen, der die Anlagen als „Dauerkleingärten“ ausweist, und auf den Protest der Stiftung Schlösser und Gärten stoßen, da damit in der Brandenburger Vorstadt die letzten unverbauten Grünschneisen zum Park geschlossen werden. Der VGS-Kreisvorstand sieht sich deshalb in einer günstigen Situation. „Selbst wenn das Gelände einen Käufer findet, er müsste sich an die Festsetzung als Dauerkleingartenanlage halten“, erklärt Niehaus. „Und damit ist kein Profit zu machen.“ Der VGS-Geschäftsführer sieht aber auch, dass ein neuer Eigentümer wahrscheinlich nichts unversucht lassen würde, doch eine Bebauung durchzusetzen. Der Kleingärtnerverband will deshalb in die Offensive gehen und bei der Versteigerung selbst mitbieten. Die genannten Mindestsummen von 40 000 Euro für „Klein Sanssouci“ (18 Parzellen) und 19 000 Euro für Am Teehäuschen (14) seien allerdings zu hoch angesetzt, da sie noch von einer Wohnbebauung ausgehen. In den letzten Jahren war es dem VGS bereits mehrfach gelungen, Kleingartenanlagen zu erwerben. Voraussetzung dafür ist eine Beteiligung der Pächter durch die Vorauszahlung mehrerer Jahrespachten. Dazu ist nicht jeder finanziell in der Lage, doch mit Klein Sanssouci sei man sich schon weitgehend einig, informierte Friedrich Niehaus. Ob der VGS den Zuschlag erhält, hängt natürlich von den Geboten der Mitbewerber ab. Ein Versuch sei aber in jedem Fall sinnvoll. Kleingärtner auf eigenem Land hätten dann höchste Rechtssicherheit. Zudem werde so der schleichenden Erosion Potsdamer Kleingartenanlagen vorgebeugt. In diesem Zusammenhang erinnerte Niehaus an die von der Stadt erzwungene Aufgabe von Kleingartenland in Babelsberg, weil es angeblich für Gewerbeansiedlung gebraucht wurde. Dafür sei der „Moosgarten“ ein trauriges Beispiel, dessen geräumter Teil seit Jahren unbebaut zur Müllkippe verkommt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: