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Landeshauptstadt: Kleingeld für Frühchen-Nachsorge
Förderkreis des Bergmannklinikums will Versorgung Frühgeborener verbessern
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Noch immer gestaltet sich die Frühchen-Nachversorgung in Potsdam schwierig: So werden etwa notwendige Schulungen für die Eltern häufig nicht von den Krankenkassen übernommen. Diese Situation will der Freundes- und Förderkreis des Klinikums „Ernst von Bergmann“ verbessern und lud am gestrigen Dienstag zu einer Spendenaktion ein. Einen Scheck über insgesamt 733,66 Euro konnte René Kohl, Schatzmeister des Förderkreises und Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam, schließlich Oberarzt Dr. David Szekassy und Schwester Heidi Krüger von der Neugeborenenstation des Bergmann-Klinikums überreichen.
Von 10 bis 15 Uhr waren Potsdamer und Mitarbeiter von Unternehmen zuvor aufgerufen, ihre Brieftaschen zugunsten eines guten Zweckes vom Kleingeld zu „entlasten“. Der Förderkreis sammelte das Münzgeld in drei Spendenzylindern. Münzzähler errechneten am Ende die genaue Spendensumme.
Die Unterstützung für Eltern zu früh geborener Kinder weist bislang noch erhebliche Lücken in der Nachversorgung auf, erklärte Katrin Vogler, Kinderkrankenschwester der Frühgeborenenstation am Zentrum für Frauen- und Kinderheilkunde. Wichtig für die betroffenen Eltern sei vor allem Hilfe beim Übergang von der hoch technologisierten Behandlung auf Station zur ambulanten Betreuung zu Hause. Denn Folgen hat eine Frühgeburt – also einer Entbindung vor der 38. Schwangerschaftswoche – für das Kind und seine Familie auch noch nach dem Säuglingsalter, betont Vogler. Nötig sei daher eine umfangreiche seelische und soziale Nachsorge, die Geld kostet. Die Krankenkassen übernähmen das jedoch nur in Form einer Komplexpauschale. Notwendige Schulungen der betroffenen Eltern zum Umgang mit den Kindern, oder die Betreuung der Familien nach dem Krankenhausaufenthalt finanzierten sich bislang ausschließlich durch Spenden oder Fördergelder, erklärt die Krankenschwester.
Langfristiges Ziel sei die Entwicklung eines Nachsorgekonzeptes. Damit soll die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Krankenhaus, Hausärzten, Betreuungs- und Beratungseinrichtungen bei der Nachversorgung klar geregelt werden. Heute fehle es noch an Vermittlung und Koordination.
Als Beispiel für ein gelungenes Projekt zur Frühchen-Nachsorge nennt Vogler den Augsburger Verband Bunter Kreis e.V., der unter anderem das Konzept der „Grünen Dame“ ins Leben gerufen hat. Dabei kümmern sich zumeist ältere Damen ehrenamtlich um betroffene Familien. Auf diese Tätigkeit werden sie vorher mit Schulungen vorbereitet.
So könnten Anleitungen zur Selbsthilfe gegeben oder Ressourcen aus dem familiären Umfeld der Betroffenen aktiviert werden. Langfristig könne auf diese Weise sogar Geld gespart werden, sagt Katrin Vogler. Juliane Switala
Juliane Switala
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