zum Hauptinhalt
Entengrütze. Die Kügelchen-Zwergwasserlinse wird nur 0,8 Millimeter lang.

©  MB

Homepage: Kleinste Blütenpflanze der Welt Die Zwergwasserlinse hat nicht einmal Wurzeln

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Stand:

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Statt blinkender Wellen ist die Oberfläche des Wassers von einer grünen Pflanzenschicht bedeckt: Entengrütze. Das lädt nicht zum Bade, aber schwarze Blesshühner ziehen emsig strampelnd ihre Bahnen durch die grüne Pampe, und Frösche tauchen platschend darin unter. Bei Entengrütze oder Wasserlinsen handelt es sich nicht etwa um Algen, sondern um echte Blütenpflanzen, wenn die Blüten auch überaus unscheinbar und nur selten zu sehen sind.

Früher als eigene Pflanzenfamilie (Lemnaceae, Wasserlinsengewächse) geführt, werden die weltweit knapp 40 Arten heute in die Familie der Aronstabgewächse (Araceae) eingegliedert, zu der beispielsweise auch Flamingoblume (Anthurium), Fensterblatt (Monstera) und Titanenwurz (Amorphophallus; „Pflanze des Monats“ März 2013) gehören. Im Gegensatz zu diesen und allen anderen „normalen“ Blütenpflanzen lassen Wasserlinsen jedoch keine Differenzierung in Stängel und Blätter erkennen, sind im Bau also stark vereinfacht.

Die extremsten sind die Zwergwasserlinsen. Sie besitzen nicht einmal mehr Wurzeln und bestehen nur aus einem meist kugeligen, grünen Pflanzenkörper. Er ist im Falle der Kügelchen-Zwergwasserlinse (Wolffia globosa) maximal 0,8 mm lang, 0,7 mm breit und 0,6 mm dick – das ist der Winzigkeits-Weltrekord unter den Blütenpflanzen. Die Art stammt aus tropischen und subtropischen Gebieten Asiens, wo sie auch für den menschlichen Verzehr genutzt wird; die winzigen Bällchen enthalten sehr viel Protein, vergleichbar den Samen der Sojabohne. Es gab schon Versuche, sie bei Raumflügen als Nahrung zu nutzen – eigentlich naheliegend bei der praktischen Kleinheit, der Nahrhaftigkeit sowie dem enorm schnellen Wachstum: Die Biomasse verdoppelt sich unter Idealbedingungen in weniger als zwei Tagen. Anscheinend sind die Pflänzchen trotz ihrer Winzigkeit aber recht zäh im Biss, sodass Zubereitungen mit längeren Garzeiten nebst Pürieren empfohlen werden.

Alle Wasserlinsen vermehren sich vorwiegend ungeschlechtlich durch Bildung neuer Sprossglieder, die sich bald ablösen. Es gibt auch eine in Deutschland heimische Art, die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza). Sie ist mit 1,5 mm Maximallänge geringfügig größer, aber immer noch viel kleiner als die Kleine Wasserlinse (Lemna minor), aus der die Entengrütze der meisten Teiche überwiegend besteht.

Die kleinste Blütenpflanze der Welt können Besucher des Botanischen Gartens Potsdam zurzeit dort sehen. Die Kügelchen-Zwergwasserlinse ist Teil der Ausstellung „Aus dem merkwürdigen Leben der Pflanzen“, die unter anderem viele pflanzliche Rekorde thematisiert. Am 15. September schließt sich eine Führung mit einem der Ausstellungsmacher, Ewald Weber, an (15 Uhr). Er ist Autor von „Das kleine Buch der botanischen Wunder“, einer der wesentlichen Grundlagen der Ausstellung. Michael Burkart

Schon am 1.9. gibt es die Führung „Die kleinen krabbelnden Helfer des Gärtners“ zum Biologischen Pflanzenschutz. Am 8.9. findet eine Führung für Kinder ab 7 statt: „Was Winnetou gegessen hat – Pflanzen im Leben der Indianer“; jeweils um 15 Uhr.

Michael Burkart

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })