zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Kleist auf der Kippe

Über den Namen der neuen Schule des Zweiten Bildungsweges ist noch nicht entschieden

Stand:

Aus dem Kopfbogen der Grande école (Große Stadtschule) ist der Name Heinrich von Kleist verschwunden. Seit der Zusammenlegung der Abendoberschule mit dem Potsdam-Kolleg heißt sie nüchtern „Schule des Zweiten Bildungsweges der Stadt Potsdam. Einer direkten Übertragung des Namens auf den Zusammenschluss stimmte der Bildungsausschuss der Stadtverordnetenversammlung nicht zu. Die Schulkonferenz solle erneut Antrag auf einen Schulnamen stellen.

Das müsse nicht Kleist sein, mit dem sie wenig verbinde, äußerte dazu eine Abgeordnete der Linkspartei. Dies erinnert an den Namensstreit in der DDR-Zeit. 1977 hatten sich Eltern dafür stark gemacht, der damaligen Zehnklassenschule 15 den Namen ihres berühmtesten Schülers zu geben, der sich hier 1798/99 auf sein Universitätsstudium vorbereitete. Die SED-Kreisleitung setzte jedoch den Namen des Kommunisten Fritz Schmenkel durch, der im Zweiten Weltkrieg als Partisan in der sowjetischen Armee gekämpft hatte.

An die Diskussion im Bildungsausschuss kann sich dessen Vorsitzender Dr. Alexander Steinicke (Linke) nicht im Detail erinnern. Bei der Ablehnung des Namens könne es sich nur um Einzelmeinungen handeln. Seine Partei habe nichts gegen Kleist, der ein deutscher Klassiker sei und eine persönliche Beziehung zur Potsdamer Grande école hatte. Die Widerstände seien eher vom Potsdam-Kolleg ausgegangen, das sich den Namen nicht überstülpen lassen wollte. Die von dort gekommene kommissarische stellvertretende Schulleiterin Marion Richter hält es für richtig, über die noch zu bildende Schulkonferenz neu einen Namen für die Einrichtung zu beantragen. Auch die kommissarische Schulleiterin Dr. Angela Hoffmann sieht dies als nunmehr einzig möglichen Weg. Das Herz der bisherigen Chefin der Abendschule schlägt zweifellos für Kleist. Der Dichter war für die Schule nicht nur Namensgeber, sagt Angela Hoffmann, sondern steht auch für ein Programm. Die Pflege seines Erbes u.a. durch Lesungen, Vorträge und Theateraufführungen habe wesentlich zur Persönlichkeitsbildung der Studierenden beigetragen und der Grande école in Potsdam Außenwirkung verschafft. Beispiele dafür waren eine szenische Darstellung des Freitods Heinrich von Kleists durch die Schüler und teils glanzvolle Aufführungen des mit der Schule kooperierenden Theaters „Marameo.

Bei den Studierenden, den Lehrern, im nun ebenfalls neu zu strukturierenden Förder- und Ehemaligenverein und der Studierendenvertretung dürfte die „Kleist-Fraktion ein hohes Gewicht haben, nicht nur bei den über 300 Jugendlichen und Jungerwachsenen der Abendschule, sondern auch den 180 vom Potsdam-Kolleg hinzugekommenen Schülern. Hier besteht bereits seit 1997 eine leistungsfähige, von Astrid Lehmann geleitete Theatergruppe, zu deren Projekten Kleists „Prinz von Homburg zählt.

Der Weg zum neuen (alten?) Namen könnte für das Zusammenwachsen der beiden Teilschulen von Bedeutung sein. Die Entscheidung, ob auch die vereinigte Schule nach Heinrich von Kleist benannt werden soll, wäre schon zur offiziellen Gründungsfeier wünschenswert, die im Spätherbst stattfinden soll. E.Hoh

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })