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Landeshauptstadt: Kleist kehrt zurück

Namensverleihung auf Festakt am 30. Oktober

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Am 30. Oktober wird im ehrwürdigen Barockgebäude der Grand école in der Friedrich-Ebert-Straße 17 eine Schulneugründung gefeiert. Der Festakt, für den sich Oberbürgermeister Jann Jakobs und Bildungsminister Holger Rupprecht angesagt haben, besiegelt offiziell den Zusammenschluss des zuvor in Teltow untergebrachten Potsdam-Kollegs und der Abendoberschule „Heinrich von Kleist“ zur „Schule des Zweiten Bildungsweges der Stadt Potsdam“. Auf der Feier werden Schulleiterin Angela Hoffmann und alle Anhänger der „Kleistpartei“ einen besonders freudigen Augenblick erleben: Der Name des großen deutschen Dichters, der sich 1798/99 in der Potsdamer Grand école auf sein Universitätsstudium in Frankfurt (Oder) vorbereitete, wird nun doch auf die neue Schule übertragen.

Diese Entscheidung war so selbstverständlich nicht, wie es den Anschein hatte. Eine direkte Weitergabe des Namens auf den Zusammenschluss hatte der Bildungsausschuss der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt. Ob Kleist die richtige Wahl sei, wurde durch eine Abgeordnete der Linkspartei sogar in Frage gestellt. Die Schulkonferenz solle erneut Antrag auf einen Schulnamen stellen. Auch das erwies sich als schwierig. Die Namensübertragung stieß bei einigen Lehrern und Schülern des Potsdam-Kollegs zunächst auf „Befindlichkeiten“. Sie wollten sich wohl nicht so einfach vereinnahmen lassen. Gegen den Dichter hatten sie allerdings nichts. So zählt zu den Projekten der am Kolleg bereits seit 1997 bestehenden leistungsfähigen Theatergruppe Kleists „Prinz von Homburg“.

Die „Befindlichkeiten“, wie sie bei Schulvereinigungen nicht selten sind, konnten abgebaut werden. Zur Freude von Angela Hoffmann entschied sich die Schulkonferenz „überraschend klar“ für einen neuen Namensantrag. Er wurde von der Stadtverwaltung akzeptiert und von den Stadtverordneten, einschließlich der Linken, wohlwollend abgenickt.

Dazu hat sicher beigetragen, dass Heinrich von Kleist 230 Jahre nach seiner Geburt in Deutschland eine kaum voraussehbare Renaissance erlebt. Gleich zwei neue Biographien wurden vorgelegt – durch den Melbourner Germanisten Gerhard Schultz und den Journalisten Jens Bisky. Sie wurden auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt und lösten lebhafte Resonanz aus. Nicht nur das Werk des Dichters, sondern auch sein durch Selbstmord beendetes unstetes Leben als „ewig Suchender“ sind wohl der Hintergrund dieses Interesses.

Die Abendschule bemüht sich in Kooperation mit der Evangelischen Stiftungsbuchhandlung bereits seit einem halben Jahr, Jens Bisky für eine Lesung zu gewinnen. Sie findet nun am morgigen Donnerstag, 25. Oktober, 19.30 Uhr statt. Auf dem stimmungsvollen Hof kann sie angesichts der niedrigen Temperaturen nicht inszeniert werden, bedauert Angela Hoffmann. Die Schule hat aber über ihren Veranstaltungsraum hinaus Flure und andere Räume einbezogen, wohin die Lesung mittels moderner Medientechnik überspielt wird. Auch spontane Interessenten haben also noch eine Chance.E. Hohenstein

E. Hohenstein

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