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Landeshauptstadt: Klima-Zentrum in der Speicherstadt

Stadtforum diskutierte Stadtraum zwischen Telegrafenberg und Havel / PIK braucht mehr Platz

Stand:

Templiner Vorstadt – Eine „internationale Kopfeinrichtung“ für Klima- und Nachhaltigkeitsforschung hat Jörg Pietsch vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) auf dem Stadtforum Donnerstagabend vorgeschlagen. Als geeigneten Ort nannte der Wissenschaftler die Speicherstadt. In dem Klimazentrum sollten zunächst fünfzig Wissenschaftler arbeiten. Laut Pietsch werde das PIK zunehmend mit Anforderungen konfrontiert, welche die Klimapolitik sowie die künftigen Anforderungen als Folge des Klimawandels betreffen.

Doch das international führende Institut sei an der Grenze seiner räumlichen und personellen Kapazität angelangt. Ein „Ausweichquartier“ an der Pappelallee sei nur als Notlösung zu betrachten. So vorteilhaft die abgeschiedene Lage auf dem Telegrafenberg einerseits sei, so ungünstig seien auf der anderen Seite die Randbedingungen wie die schlechte verkehrliche Erschließung, die mangelhafte Hörsaalkapazität sowie die Möglichkeit, Wissenschaftler auch nur kurzzeitig unterzubringen.

Eine „internationale Kopfeinrichtung“ böte die Möglichkeit, größere Konferenzen abzuhalten oder Workshops über mehrere Monate mit großer internationaler Beteiligung zu veranstalten sowie die Forschung zu koordinieren. „Wir brauchen hierfür eine ganz neue Organisationsform unter Beteiligung des Bundes“, sagt Pietsch. Dabei müsse auch das leidige Problem der verfügbaren Wohnungen für Wissenschaftler gelöst werden. Von den derzeit 170 Mitarbeitern des PIK wohne der größte Teil nicht in Potsdam, lediglich 40 Prozent von ihnen hätten einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Erstwissenschaftler, die nur für Monate am Institut arbeiten, fänden in Potsdam nur selten eine Bleibe. Ähnlich sei die Situation für ausländische Gastwissenschaftler. Mit der internationalen Kopfeinrichtung in der Speicherstadt könnte gleichzeitig ein Modellprojekt für energiesparendes Wohnen, welches das PIK wissenschaftlich begleiten würde, entstehen. Wie Pietsch gegenüber den PNN sagte, habe er die Idee Oberbürgermeister Jann Jakobs vorgestellt. Dieser habe sie zwar „interessant“ gefunden, praktische Konsequenzen bisher jedoch nicht gezogen.

Martin Pestke bestätigt die prekäre Situation für den Bereich des Geoforschungszentrum. Auf dem Telegrafenberg seien derzeit tausend Wissenschaftler tätig, weitere räumliche Erweiterungen seien auch nach Fertigstellung eines Neubaus in diesem Jahr notwendig. Die Stadtplanung habe dazu entsprechende Untersuchungen angestellt. Auch Pestke signalisierte ein „gewisses Interesse an der Speicherstadt“. Möglichkeiten für eine Wohnbebauung, von der Wissenschaftler-Familien profitieren könnten, sieht er darüber hinaus nördlich der Schwimmhalle am Brauhausberg. Es gehe dabei vor allem um Wohnungen, die sich junge Wissenschaftler mit einem mittleren Einkommen leisten können.

Gabriele Kaupmann, beim kommunalen Unternehmen Pro Potsdam mit der Entwicklung der Speicherstadt befasst, musste kurzfristige Hoffnungen auf erschwingliche Mieten in der Speicherstadt zerstreuen. Zunächst würden die Teile entwickelt, die besonders nachgefragt seien, sagte sie. Dabei handele es sich zunächst um die Wohnungen im Speicher- Areal, welches von der Prinz-von-Preußen- und der Speicherstadt-GmbH entwickelt werde. Der übrige Teil sei, wenn die Kaufverhandlungen mit der deutschen Bahn abgeschlossen seien, Eigentum von Pro Potsdam. Da dieses Unternehmen jedoch millionenschwere Vorfinanzierungen für den Grundstückskauf und die Erschließung zu tragen habe, müssten die erschlossenen Grundstücke möglichst schnell günstig vermarktet werden. Kaupmann sehe keinen Spielraum für „vermietbare Reihenhäuschen.“

In der Diskussion gab es deutliche Kritik am sogenannten „Masterplan“ zu Speicherstadt. Der Plan werde den Bedürfnissen besonders der nahen wissenschaftlichen Einrichtungen auf dem Telegrafenberg nicht gerecht, hieß es.

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