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Homepage: Klimasünder ausbremsen

Eine Anwendung aus der Spieltheorie soll dabei helfen, alle Staaten zum Klimaschutz zu animieren

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Eine Möglichkeit, im globalen Klimaschutz schwarze Schafe herauszufiltern, hat ein Potsdamer Klimaforscher aufgezeigt. Jobst Heitzig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) will den Umgang mit sogenannten Trittbrettfahreren durch einen Lösungsansatz aus der ökonomischen Spieltheorie regulieren. Als Trittbrettfahrer gelten Länder, die weiter ungehemmt das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) ausstoßen, obwohl sich ein Großteil der internationalen Staatengemeinschaft zur Emissionsreduktion verpflichtet hat.

Bei allen internationalen Bemühungen zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen sind Trittbrettfahrer ein Problem, erklärt Heitzig, der Leitautor der aktuellen Studie ist, die in dieser Woche in der US-Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wird. „Trittbrettfahrer würden vom Klimaschutz, den andere durch CO2 einsparende Maßnahmen wie beispielsweise die Umstellung auf erneuerbare Energien finanzieren, profitieren. „Dies schreckt dann auch viele jener Nationen ab, die etwas gegen die Erderwärmung tun wollen – wegen der Trittbrettfahrer erscheint ihnen das weniger lohnend“, erklärt Heitzig. Wenn nun aber die Staatengemeinschaft ein Ausbrechen aus den Emissionsreduktionen auf eine neuartige Weise zu bestrafen androhen würde, so Heitzig , erscheine eine langfristige internationale Kooperation beim Klimaschutz wahrscheinlicher: Stößt ein Land in einer Verpflichtungsperiode mehr CO2 aus als vereinbart, könnten die anderen Staaten in der nächsten Verpflichtungsperiode in einem bestimmten Maß dasselbe tun. „Dann können die Trittbrettfahrer nicht mehr darauf rechnen, dass andere für sie die Aufgabe des Klimaschutzes übernehmen“, so Heitzig. „Sie hätten einen Anreiz, einen eigenen Beitrag zu leisten.“ Die Untersuchung geht auf Aussagen der Spieltheorie zurück, wobei davon ausgegangen wird, dass alle Akteure sich weitgehend rational verhalten.

PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber sieht gute Gründe für Staaten, Vorreiter des Klimaschutzes zu sein. „Sie können Vorbild für andere sein. Und wer die Nase vorn hat beim Umbau seines Energiesystems, hat auch gute Aussichten, international zum Technologieführer zu werden und Innovationen gewinnbringend zu exportieren“, so Schellnhuber. „Spieltheorie kann der Realpolitik keine taktischen Anleitungen geben – sie kann aber sehr wohl strategische Optionen aufzeigen.“

Die Studie entstand im Rahmen des Potsdamer Forschungs- und Technologieverbundes zu Naturgefahren, Klimawandel und Nachhaltigkeit (Progress), bei dem Geo-, Klima- und Politikwissenschaftler zusammenarbeiten. PNN

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