Homepage: Klimawandel setzt den Korallen zu Forscher tagen zum Klimawandel im Miozän
Bis Freitag tagen an der Universität Potsdam rund 30 Wissenschaftler aus aller Welt. Ihr Thema: Klimawandel im Miozän, vor rund 15 Millionen Jahren.
Stand:
Bis Freitag tagen an der Universität Potsdam rund 30 Wissenschaftler aus aller Welt. Ihr Thema: Klimawandel im Miozän, vor rund 15 Millionen Jahren. Über die Aktualität ihrer Erkenntnisse sprachen Prof. Maria Mutti (Potsdam) und Prof. Werner Piller (Graz) mit den PNN. Sie untersuchen den Einfluss des miozänen Klimawandels auf Korallenriffe. Welchen Bezug gibt es zum heutigen Klimawandel? Mutti: In der Zeit des Miozän vor 24 bis sechs Millionen Jahren hat sich das Klima deutlich verändert. Es fand die Vereisung der Antarktis statt, die Polkappen entstanden. Innerhalb dieser Zeit sind verschiedene Organismen ausgestorben, anderen haben sich ausgebreitet. Wir erforschen anhand von Fossilien den Einfluss der Klimaveränderung auf verschiedene Organismen. Es gibt Hinweise, dass damals eine sehr große Veränderung stattfand. Heute sind die Korallenriffe durch verschiedene Prozesse gefährdet. In den vergangenen 15 Jahren sind schon mehrere Arten ausgestorben. Vielleicht gibt es eine Korrelation zu den Fällen im Miozän. Heute könnte der verstärkte Kohlendioxidausstoß durch die Menschheit die Sättigung von Aragonit im Meereswasser ändern. Das Mineral verhindert die Kalzifizierung und stört das Wachstum der Korallen. Das Zusammenspiel von Kohlendioxid, Temperatur, Nährstoffen und anderen Komponenten ist die Grundlage für das Wachstum der Korallen. Sie erhoffen sich Rückschlüsse auf Veränderungen, die derzeit im Meer stattfinden? Mutti: Das könnte ein Ergebnis sein. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine Zeitskala von 20 Millionen Jahren betrachten. Der derzeitige Klimawandel findet hingegen extrem schnell statt. Daher kann man die Erkenntnisse nicht direkt vergleichen. Was erkennen Sie an den Korallen? Piller: Korallen haben einen sehr komplizierten Innenaufbau. Ihre Wachstumsgeschwindigkeit ändert sich mit der Temperatur und saisonal mit den Jahreszeiten. Aufgrund sehr detaillierter Skelettuntersuchungen können wir feststellen, welche saisonalen Unterschiede es gegeben hat. Wir wissen von heutigen Korallen, dass sich hier durch die Erwärmung Veränderungen einstellen. Zum Teil schnelleres, zum Teil langsameres Wachstum, je nach Korallenart. Das hängt von der Temperatur ab? Piller: In erster Linie. Eine wichtige Rolle spielt aber eben auch der Kohlendioxidgehalt des Meereswassers, der sich durch den Klimawandel ändert. Was spielte sich im Miozän ab? Mutti: In der Kreidezeit war die Erde von einem Treibhausklima geprägt, mit sehr hohen Temperaturen und hohem CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Innerhalb der Erdneuzeit, dem Känozoikum, hat sich das Klima abgekühlt. Im Miozän gab es mehrere Phasen der Vereisung. Das Entstehen der Polkappe der Antarktis war mit starken Schwankungen des Meeresspiegel verbunden, auch Luftdruck und Klima änderten sich stark. Das sehen Sie anhand von Fossilien? Mutti: Durchaus. Zum Beispiel werden Fossilien, die warmes Wasser bevorzugen aus dieser Zeit weniger. So gab es am Anfang des Paläozäns noch Krokodile in der Antarktis. Wie kam es zu der Abkühlung? Mutti: Der genaue Mechanismus ist noch umstritten. Es kommt auf die betrachtete Zeitskala an. Über einen längeren Zeitraum gesehen könnten die Position der Kontinente und die Flussrichtung des Wassers eine Rolle gespielt haben. Zum Beispiel hat sich die Drake-Passage zwischen Südamerika und der Antarktis geöffnet. Das kann eine veränderte Zirkulation ergeben haben. Eine andere Hypothese geht davon aus, dass durch die Gebirgsbildung das Kohlendioxid aus der Atmosphäre stärker gebunden wurde. Die Firma Statoil unterstützt ihre Tagung. Welche Interessen bestehen hier? Mutti: Die von uns untersuchten Karbonatgesteine sind die größten Speicher von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas, eines der größten Lager dieser Art liegt etwa unter dem Irak. Unsere Beschäftigung mit den Sedimenten bringt wichtige Hinweise zum Aufspüren solcher Brennstofflager. Wir können mit unseren Kenntnissen Vorhersagen treffen. Das Gespräch führte Jan Kixmüller
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: