Homepage: Klimawandel verstärkt Artensterben Klimaforscher sehen
Ökosysteme bedroht
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Auf die enge Verbindung von Klimawandel und Artensterben haben Wissenschaftler des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) anlässlich der am Montag in Bonn begonnenen UN-Naturschutzkonferenz hingewiesen. „Der Klimawandel wird die Situation verschärfen, indem er die Verbreitungsgebiete vieler Pflanzen und Tiere weiter einschränkt und natürliche Prozesse in den Lebensräumen stört“, erklärte Wolfgang Cramer, Leiter des PIK-Forschungsbereichs „Erdsystemanalyse“ gegenüber der Presse. Vor allem arktische Lebensräume und Küstenökosysteme wie Korallenriffe und Mangrovenwälder seien bedroht, aber auch Kulturlandschaften als wertvolle Reservoirs der Biodiversität.
Computersimulationen des PIK hätten gezeigt, dass der Klimawandel fast alle Ökosysteme der Erde großräumig verändern wird: In weite Bereiche der baumlosen Tundra dringt Wald vor, während sich die Waldzone vom südlichen Rand her wegen zunehmender Trockenheit auflockern werde. Trockenheit könnte auch die Ökosysteme des südlichen Afrikas und südamerikanische Regenwaldgebiete gefährden. Wenn die Ökosysteme auf inselartige Schutzgebiete zurückgedrängt werden, können sie bei raschem Klimawandel nicht mehr ausweichen und an anderer Stelle neu entstehen, so Wolfgang Lucht, Leiter des PIK-Forschungsbereichs „Klimawirkung und Vulnerabilität“. Auch deshalb sei es so wichtig, die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen.
In Deutschland seien die Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität bislang weniger dramatisch, so die Potsdamer Wissenschaftler. In einigen Regionen nehme die Trockenheit zu und gefährde Feuchtgebiete. An kältere Bedingungen angepasste Arten würden schwinden. Wärmeliebende Pflanzen und Tiere wie Libellen und Schmetterlinge aus dem Mittelmeerraum würden dagegen nordwärts wandern. Schreite der Klimawandel jedoch ungebremst fort, werde langfristig der Verlust von Biodiversität überwiegen, da sich das Klima schneller verändern würde, als Arten ihr Verbreitungsgebiet anpassen könnten.
Die größte direkte Gefährdung der Biodiversität sehen die Klimaforscher in der Landnutzung durch den Menschen. Bei einem weiteren Bevölkerungswachstum um zwei Milliarden Menschen bis 2050 müssten noch mehr Flächen beansprucht und die Landwirtschaft intensiviert werden, um die Ernährung zu sichern. Die Berechnungen des PIK zeigten, dass die Landnutzung künftig weltweit koordiniert werden muss, um Naturschutz, Nahrungsmittelproduktion und Bioenergieanbau im Gleichgewicht zu halten. Die Organisationen der internationalen Staatengemeinschaft müssten entschlossen handeln, um den Klimawandel und den Verlust von Biodiversität zu begrenzen. Dies, so Wolfgang Lucht, sollte auf der Basis erdsystemanalytischer Wissenschaft geschehen, die alle Faktoren im Zusammenhang betrachtet: Natur- und Umweltschutz, Demographie, Technologie, Ernährungssicherung, Energieproduktion und das Klima.ahc
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