Landeshauptstadt: Klinikum des 21. Jahrhunderts
Kommunales Großkrankenhaus „Ernst von Bergmann“ weihte neues Operationsgebäude ein
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Innenstadt - Auf seinem Modernisierungsweg passiert das Klinikum „Ernst von Bergmann“ einen wichtigen Meilenstein: In Gegenwart des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (beide SPD) konnte das Großkrankenhaus gestern seinen neuen Funktions- und Operationstrakt an der Charlottenstraße einweihen. Für die Notfallmedizin des Klinikums – die Rettungsstelle wird nach Aussage des leitenden Notarztes Dr. Frank Otte in der ersten Dezemberwoche einziehen – bedeutet der Neubau einen Quantensprung: So landeten die Rettungshubschrauber bisher auf einer Wiese am Bassinplatz, die Patienten, oft polytraumatisierte Unfallopfer, mussten zwei Mal umgebettet werden – ein „unmöglicher Zustand“, wie Verwaltungsdirektor Wilhelm Kahle bekennt. Künftig kann der Hubschrauber auf einer im Winter beheizten Plattform auf dem Dach des OP-Zentrums landen. Per Fahrstuhl wird der Patient in die zentrale Notaufnahme der ersten Ebene gebracht und dort mit einem digitalen Röntgengerät untersucht, ohne die Rettungsliege verlassen zu müssen. Auf der zweiten Ebene verfügt der 30-Millionen-Euro-Neubau über eine Station für Operative Intensivtherapie mit 18 Betten, auf der dritten Ebene über die Konservative Intensivtherapie mit insgesamt 16 Betten. In der vierten Etage sind vier moderne Operationssäle untergebracht, die es dem Klinikum ermöglichen – unterstützt durch zwei mobile Operationssäle –, seine sechs alten OP-Säle zu modernisieren.
Mit dem Neubau ist „das Klinikum im 21. Jahrhundert angekommen“, erklärte Ministerpräsident Platzeck. Das 1000- Betten-Krankenhaus brauche keinen Vergleich zu scheuen – „im Land allemal nicht, aber auch nicht mit Berlin“. Platzeck bat um Verständnis für den Lärm durch die Rettungshubschrauber: „Es geht darum, Menschenleben zu retten.“
Der Ministerpräsident ging auf die Geschichte des 1756 als Pestkrankenhaus gegründeten Klinikums ein: „Zukunft braucht Herkunft“. 1899 hatte Ernst von Bergmann dort die erste Blinddarm-Operation in Potsdam durchgeführt. In der Tradition Bergmanns sieht Platzeck das Haus heute: „Sie leben diese Tradition.“ Der ärztliche Direktor Prof. Dr. Hubertus Wenisch ergänzte, Traditionsbewusstsein bedeute nicht, die Asche zu beweinen, sondern das Feuer weiterzutragen.
An die beiden Bomben-Evakuierungen zu Beginn der Bauzeit erinnerte Oberbürgermeister Jakobs. Er drückte den Mitarbeitern seinen „Respekt“ für die Leistung aus. Ferner erklärte Jakobs, das Klinikum sei „schärfster Konkurrenz ausgesetzt“ – und gewachsen. Das Haus sei ein Beweis, dass auch ein städtisches Krankenhaus konkurrenzfähig sein könne. Froh sei er, dass die ersten Bilanzen des neuen Klinikumschefs Steffen Grebner die Erwartungen erfüllen und in Teilen sogar überbieten. Die vielzitierte Konkurrenz war auch zugegen: „Da kann man nur gratulieren“, sagte der Ärztliche Direktor des St. Josefs-Krankenhauses, Prof. Dr. Eckart Frantz, der hofft, dass im Frühjahr an seinem Haus mit dem Bau von Bettenhaus, Kreißsaal und funktionsdiagnostischem Trakt begonnen werden könne.
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