Landeshauptstadt: Klinikum droht Streik
Verdi startet Abstimmung über Arbeitskampf
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Innenstadt - Nach dem Abbruch der Tarifverhandlungen am städtischen Klinikum „Ernst von Bergmann“ und dessen Servicegesellschaft läutet die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi nun den Arbeitskampf ein. Am kommenden Dienstag und Mittwoch sind die Verdi-Mitglieder zur Urabstimmung über einen Streik aufgerufen. Das sagte Gewerkschaftssekretär Ivo Litschke gestern auf PNN-Anfrage. Wenn drei Viertel der Befragten zustimmen, werden die Beschäftigten binnen einer Woche die Arbeit niederlegen. Man sehe einen Streik nunmehr als letztes Mittel, um die Klinikleitung zum Einlenken zu bewegen, sagte der Gewerkschaftssekretär.
Wie berichtet, hatte Verdi nach monatelangen Verhandlungen die Tarifgespräche im April für gescheitert erklärt. Im Kern ging es um zwei Themen: Zum einen wollte die Gewerkschaft einen Tarifvertrag für die rund 350 Mitglieder der Servicegesellschaft, die unter anderem für die Reinigung, den Patiententransport sowie den Hol- und Bringedienst zuständig ist. Diese GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der gemeinnützigen und damit steuerlich begünstigten Klinikum-Muttergesellschaft. Außerdem wurde laut Verdi über einen Vertrag verhandelt, der die Überleitung von rund 170 Beschäftigten in Tochterfirmen regeln sollte. Die Gewerkschaft hatte dem Klinikum vorgeworfen, gesetzliche Mindestnormen umgehen zu wollen und befürchtet eine „massive Verschlechterung“ für die Mitarbeiter. Die Klinikum-Leitung hatte dies abgestritten und im Gegenzug erklärt, ihre Angebote gingen über die gesetzlichen Regelungen hinaus. Für das Scheitern der Gespräche hatten sich beide Seiten gegenseitig verantwortlich gemacht.
Gewerkschaftsmitglieder der Tarifkommissionen sagten gestern den PNN, im Klinikum herrsche Verunsicherung und eine Spaltung der Belegschaft, für die die Leitung des Krankenhauses verantwortlich sei. Den Mitarbeitern würde „suggeriert“, die Einrichtung wolle die Gewerkschaftsforderungen erfüllen. Gewisse Angebote, etwa die Einführung eines Mindestlohns von 7,50 Euro pro Stunde oder die Garantie gesetzlicher Mindestnormen, seien jedoch nur mündlich erfolgt. Den Tarifkommissionen hätten diese Zusicherungen der Klinikum-Leitung nie schriftlich vorgelegen. Litschke erklärte, die Gewerkschaft sei nicht mit überzogenen Erwartungen in die Verhandlungen gegangen. So habe man sich am Modell eines Tarifvertrags aus dem nicht als übermäßig reich geltenden Mecklenburg-Vorpommern orientiert, der dort für alle kommunalen Servicegesellschaften verbindlich sei. Der Klinikum-Leitung warf er „Leidenschaftslosigkeit und Beratungsresistenz“ während des Tarifpokers vor. Verdi habe mit vielen Krankenhäusern Tarifverhandlungen geführt, so Litschke, doch die Situation im städtischen Klinikum habe eine „gewisse Einmaligkeit“ gehabt.
Im Bergmann-Klinikum war für eine Stellungnahme oder Auskünfte gestern niemand zu erreichen. P. Straube
P. Straube
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