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Landeshauptstadt: Klinikum expandiert – mit neuem Chef

Psychiatrische Klinik In der Aue wird erweitert / Tagesklinik für Kinder und Jugendliche gewünscht

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Innenstadt - Das Klinikum Ernst von Bergmann soll bald unter neuer Führung arbeiten. Die Stadt als Gesellschafter des kommunalen Krankenhauses hat den Posten bundesweit ausgeschrieben. Der jetzige Geschäftsführer Wilhelm Kahle wird künftig Verwaltungsdirektor. Wie Kahle gestern sagte, sei die „Stärkung des Managements“ in einer „einvernehmlichen Vereinbarung“ mit Oberbürgermeister Jann Jakobs erfolgt: „Es gibt da keine Dissonanzen mit dem Oberbürgermeister.“ Verstärkung sei aufgrund der Vielzahl von Aufgaben „dringend nötig“, so Kahle. Schließlich befinde sich das Klinikum im so genannten Transformationsprogramm, das nach einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey erarbeitet wurde. Zudem wird für 68 Millionen Euro ein Neubau errichtet.

Bereits Ende kommender Woche soll sich der Ausschuss für Personalfragen des Aufsichtsrats mit den ersten Kandidaten für den Chefposten beschäftigen. Welche Aufgaben der neue Geschäftsführer übernehme, werde von seinem „Leistungsprofil“ abhängen, sagte Kahle. Er selbst habe sich „gezielt nicht beworben“. Warum nicht, wollte er nicht preisgeben. Kahle führt das Klinikum seit anderthalb Jahren; sein Vorgänger Lutz Bütow war von Jakobs wegen eines „gestörten Vertrauensverhältnisses“ von den Aufgaben entbunden worden.

Wie Kahle gestern zudem vor der Presse informierte, wolle das Klinikum expandieren und die psychiatrische Klinik In der Aue um zehn Betten auf 25 aufstocken. Das ist möglich, weil nach Fertigstellung des neuen Operationszentrums im Sommer 2007die Internisten mit 50 Betten in das Hauptgebäude in der Charlottenstraße ziehen. Auf diese Weise entstehe In der Aue mehr Platz für die Psychiatrie. Zusätzlich zu den neuen zehn Betten soll demnächst eine Gerontopsychiatrie mit 20 Betten entstehen. Zehn bis 20 Prozent der Patienten seiner Klinik seien über 62 Jahre alt, sagte Chefarzt Dr. Wolf-Dieter Lerch. Doch trotz der geplanten Erweiterung des psychiatrischen Bereichs sind weder Lerch noch Kahle zufrieden mit dem medizinischem Angebot für psychisch Kranke in Potsdam. Noch immer gebe es ein großes Defizit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Kahle spricht gar von einer „Versorgungsdürre“. Nicht nur, dass es in Potsdam nur zwei Kinderpsychiaterinnen gibt, von denen eine bereits 64 Jahre alt ist – eine Klinik für Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen werde es in absehbarer Zeit nicht geben. Obwohl die Stadt dem Klinikum einen politischen Auftrag dafür erteilt habe, sei hinter dieser Entscheidung der Stadtverordneten „kein politischer Druck“ erkennbar, so Lerch.

Also werden kranke Kinder weiterhin in die 55 Kilometer entfernte Spezial-Einrichtung nach Brandenburg (Havel) fahren müssen. Die Entfernung sei ein großes Problem: Zum einen müssten gerade in der Kinderpsychiatrie viele Behandlungen gemeinsam mit den Eltern stattfinden, so Kahle. Zum anderen müssen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre für psychiatrischer Behandlung in Brandenburg stationär aufgenommen werden, erklärte Lerch. Und das, obwohl sie eventuell auch in einer Tagesklinik ambulant behandelt werden könnten. Doch für eine Tagesklinik fehlen dem Krankenhaus derzeit noch das Personal und die Erlaubnis des Landes. Denn im Krankenhausbedarfs-Plan des Landes ist das Brandenburger Krankenhaus für die Potsdamer Kinder und Jugendlichen zuständig. Laut Kahle gebe es aber erste Verhandlungen mit dem Land, das Bergmann-Klinikum als Kooperationspartner der Brandenburger Einrichtung in den Plan aufzunehmen. Denn erst dann können die Krankenkassen die Behandlungskosten übernehmen. Das Land müsste zudem 2000 Euro Investitionskosten pro neu geschaffenem Platz tragen, so Kahle. Lerch wünscht sich zwölf bis 15 Tagesklinik-Plätze als ersten Schritt. In Zukunft könne er sich auch eine Station mit Betten vorstellen. Laut Kahl wäre die Expansion in diesem Bereich auch wirtschaftsstrategisch sinnvoll.

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