
© Manfred Thomas
Potsdams Stadtplanung: Klipp fordert Staudenhof-Erhalt
Der Grünen-Baudezernent will den Stadtverordnetenbeschluss zum Abriss des DDR-Wohnblocks rückgängig machen. Am Erwerb des Mercure-Hotels durch die Stadt hält er fest.
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Innenstadt - Es ist ein neuer Paukenschlag in der Diskussion um die Potsdamer Mitte: Überraschend macht Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) jetzt die Diskussion um den sogenannten Staudenhof-Wohnblock wieder auf. In einer Podiumsdiskussion am Sonntagnachmittag im Alten Rathaus forderte Klipp, den von den Stadtverordneten gefassten Abrissbeschluss für das DDR-Gebäude Am Alten Markt 10 wieder rückgängig zu machen und es stattdessen zu sanieren.
„Ein Abriss des Staudenhofs wäre unsozial, unwirtschaftlich und städtebaulich unnötig“, sagte Klipp zu den rund 70 Anwesenden. Die kommunale Pro Potsdam als Eigentümerin des Gebäudes sei bereits jetzt an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, so Klipp. Neben dem Bau von 1000 Wohnungen bis 2019 und umfangreichen Ausgaben für den Erhalt preiswerter Mieten müsse die Gesellschaft nun auch die Wohnblocks in der Behlertstraße, am Brauhausberg und in der Heidesiedlung in Eigenregie sanieren und die Mieten dabei niedrig halten. Allein diese Aufgabe verschlinge doppelt so viel wie eine Sanierung des Staudenhofs kosten würde, so Klipp. In wenigen Wochen werde er den Stadtverordneten ein neues Gutachten vorstellen, das klarmache, dass der Stadtverordnetenbeschluss eine Milchmädchenrechnung beinhalte. Das Kommunalparlament hatte die Pro Potsdam Ende 2012 dazu verpflichtet, den Staudenhof nach einer Gnadenfrist von zehn Jahren abzureißen. Für die Bestandsmieter soll vorzugsweise an Ort und Stelle Ersatz geschaffen werden, und zwar für eine Miete, die nicht höher ist, als sie im Falle einer Sanierung des Staudenhof-Komplexes wäre. Sollte die Pro Potsdam als Eigentümerin des Grundstücks nicht selbst bauen, müssen die Auflagen beim Verkauf des Areals vom Investor umgesetzt werden.
Erste politische Kritik an Klipps Vorstoß gab es noch vor Ort. Saskia Hüneke, Grünen-Fraktionschefin und innerparteiliche Gegnerin des Baudezernentin, verwies auf den gültigen Stadtverordnetenbeschluss zum Staudenhof. Zunächst müsse das von Klipp angekündigte Gutachten geprüft werden.
Wichtiger als der Staudenhof sei ihm der Abriss des Mercure-Hotels, sagte der Baubeigeordnete. Er warb erneut dafür, für das Grundstück Sanierungsziele festzulegen und es als öffentliche Grünfläche auszuweisen. Dadurch würden dem Eigentümer eine Sanierung oder gar ein Neubau des Hotels an gleicher Stelle auf Dauer unmöglich gemacht und die Stadt habe eine Chance zum Kauf des Grundstücks. Ein Anbau der Weissen Flotte ans Mercure-Hotel würde diese Chance jedoch zunichte machen, so Klipp. Der umstrittene Neubau stünde wie das Mercure in der Sichtachse zwischen Landtagsschloss und Neptunbassin.
Schwere Vorwürfe erhob Klipp gegen die Landesregierung, die die weitere Entwicklung der Mitte zu blockieren drohe. Wie berichtet hatte das Land zuletzt angekündigt, die Fachhochschule am Alten Markt noch bis 2018 und das Rechenzentrum in der Breiten Straße noch bis 2017 nutzen zu wollen. Damit würen Investitionen im Wert von mehr als 100 Millionen Euro auf Jahre hinaus verhindert, kritisierte Klipp. Die Stadt will die Fachhochschule möglichst 2015 abreißen, um dort weitere Wohn- und Geschäftsquartiere im historischen Stadtgrundriss zu errichten. Das Rechenzentrum in der Breiten Straße sollte eigentlich in diesem Jahr freigezogen werden. Dort will die Stadt einen Platz anlegen und vor allem die ihr gehörenden zwei Drittel des Grundstücks verkaufen, auf dem einst der Lange Stall stand und auf dem nun Wohnungen errichtet werden sollen.
Die Haltung des Landes sei „nicht akzeptabel“, so Klipp. Die Stadt werde darauf drängen, dass beide Gebäude vom Land früher aufgegeben werden. Für noch am Alten Markt ansässige Bereiche der Fachhochschule müsse es Übergangslösungen geben, forderte Klipp. Bis auf dem Campus Pappelallee Ersatzneubauten errichtet worden seien, müssten andere Objekte angemietet werden.
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