
© A. Klaer
Landeshauptstadt: „Klipp muss weg!“
500 Kleingärtner bei Demo vor dem Stadthaus
Stand:
Im Streit um die mögliche Inanspruchnahme von Kleingärten und Garagen für den Wohnungsbau hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) seinem Baudezernenten Matthias Klipp (Bündnisgrüne) den Rücken gestärkt. Vor rund 500 demonstrierenden Laubenpiepern sagte Jakobs gestern: „Kein einziger Quadratmeter Kleingarten steht im Augenblick zur Disposition.“ Es war nicht nur die Einschränkung „im Augenblick“, die ihm Pfiffe und Buhrufe eintrug. Zwar habe man in Potsdam noch Bauland für 10 000 Wohnungen, so Jakobs. Doch ließ er im gleichen Atemzug durchblicken, dass Kleingartenland kein Tabu ist, wenn dieses Potenzial ausgeschöpft ist.
Ähnlich hatte sich Klipp in der letzten Stadtverordnetenversammlung geäußert. Unter anderem hatte er erklärt, angesichts der Dynamik des Wachstums der Stadt dürfe man sich perspektivisch keine „Denkverbote“ auferlegen, wenn es um die Erschließung neuen Baulandes für Wohnungen gehe. Dazu zählten auch Kleingärten und Garagen. Damit hatte sich Klipp den geballten Zorn der Kleingärtner zugezogen, der sich bei der Demo vor dem Stadthaus in teils wüsten Beschimpfungen entlud. Mit Worten wie „Lügner“ und „Spinner“ wurde der Dezernent geschmäht, als er vor die Menge trat und seine Position wiederholte. Die Verwaltung werde sich „verbindlich“ an das Kleingartenentwicklungskonzept, das dem größten Teil der Parzellen Bestandsgarantie gibt, halten, sagte Klipp, schränkte dann jedoch ein: „Das wird so lange gelten, bis die Stadtverordneten etwas anderes beschließen.“
Die Demonstranten machten ihrem Unmut mit Pfeifkonzerten, Buhrufen und „Klipp muss weg“-Sprechchören Luft. Auf Bannern forderten sie ein Bekenntnis des Oberbürgermeisters zu den Kleingärten. Würden diese bebaut, verliere die Stadt an Lebensqualität, sagte Ingo Truppel von der Babelsberger Sparte „Freie Scholle“. Dem Rathaus warf er Spekulantentum vor. Kleingartenland befinde sich oft in exklusiver Lage und werde zu vergleichsweise geringem Preis verpachtet. Offensichtlich herrsche nun im Rathaus die Auffassung, exklusive Flächen müssten auch exklusiv genutzt werden. „Da verspricht man sich wohl von Bauherren mehr als von Kleingärtnern“, sagte Truppel. Man werde kämpfen, kündigte er an und warnte den Dezernenten: „Wenn uns Herr Klipp den Krieg erklärt, dann bekommt er ihn.“
Achim Friedrich, Präsident des Bundesverbandes der Garten und Siedlerfreunde, erinnerte Jakobs an den Bundeskleingärtnerkongress, der im Juni in Potsdam stattgefunden hatte. Dort habe Jakobs versprochen, die Kleingärten blieben in ihrer Vielfalt erhalten. pee
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