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Impressionen zum Bibliotheksstreit: Bunt zeigte sich das Haus 2007. Die Zukunftsvision für die Bibliothek beinhaltet einen Lichthof im Erdgeschoss. Die Bürgerinitiative Mitteschön kritisiert die Nähe der Bibliothek zum Stadtkanal.

© M. Thomas/ (2): Reiner Becker/arte4D

Von Guido Berg: Klipp schließt Bibliotheksabriss nicht aus

Beigeordneter: Noch ein Jahr Zeit zur Diskussion / Mitteschön-Vorstoß sorgt für heftige Reaktionen

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Innenstadt - Ein eventueller Neubau der Stadt- und Landesbibliothek wird vonseiten des Potsdamer Baubeigeordneten Matthias Klipp (Bündnisgrüne) nicht kategorisch ausgeschlossen – im Gegensatz zur überwiegenden Mehrheit der Potsdamer Stadtpolitiker. Über die Bibliothek müsse gesprochen werden, „wenn es neue Erkenntnisse gibt“, erklärte Klipp am Dienstagabend in der Veranstaltung „Potsdamer Mitte im Dialog“ im Alten Rathaus. Der Sanierungsstart sei um ein Jahr verschoben worden; es sei noch Zeit zur Diskussion. Klipp reagierte damit auf einen Vorstoß der Bürgerinitiative Mitteschön, die den Bibliotheksbau abreißen will zugunsten einer Rekonstruktion des Probenhauses, das vor 1945 an der Stelle stand. Das Probenhaus war nach dem Vorbild des Amsterdamer Hauses Trip („Trippenhuis“) errichtet worden und galt als Testbau für das Neue Palais (PNN berichteten).

Die Planungen des Workshops Potsdamer Mitte hatten eine Einbindung des DDR-Baus in ein neu entstehendes Bürgerhaus-Quartier zwischen Friedrich-Ebert-Straße und jetzigem Staudenhof vorgeschlagen. Allerdings, so Klipp, sei die Frage nach einem alternativen Bibliotheksstandort „nie gestellt worden“. Wenn diese Frage nun aber gestellt werde, müsse sie auch beantwortet werden. Die Entscheidung zur Sanierung des am 5. Oktober 1974 eingeweihten Hauses „war damals ein Kompromiss, um alle politischen Kräfte einzubinden“, sagte der Baubeigeordnete. Es habe „eine Brücke gebaut werden sollen, über die auch andere politische Kräfte gehen können“, sagte Klipp. Jedoch dankten diese „Kräfte“ dies nicht. Sie stellten ständig Anträge an die Stadtverordneten, die den Konsequenzen aus dem Stadtverordneten-Beschluss nach einer „behutsamen Annäherung an den historischen Stadtgrundriss“ widersprächen. Gemeint ist ohne Zweifel Die Linke, die sich für ihr Ja zum Landtagsschloss unter anderem eine baldige Sanierung der Bibliothek zusichern ließ.

Linksfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg reagierte gestern dementsprechend wenig amüsiert auf die Diskussion: An der Sanierung der Bibliothek ab Ende 2010 sei „nicht mehr zu rütteln“. Achte die Lokalpolitik ihre eigenen Beschlüsse nicht, würde sie sich selbst infrage stellen. In diesem Sinne äußerte sich auch SPD-Stadtfraktionschef Mike Schubert: „Das ist doch alles hoch und runter diskutiert worden.“ Es scheine so, als solle „mit einer Salamitaktik“ jedes Gebäude, das in der Zeit von 1945 bis 1989 in der Innenstadt errichtet worden ist, infrage gestellt werden. In seiner Mitteilung greift Schubert den Beigeordneten Klipp namentlich an: Es sollte „eine weniger abenteuerliche Argumentation durch die Verwaltung geführt werden als dies der Baubeigeordnete Matthias Klipp derzeit macht“. Mit einem offenen Brief unter der Überschrift „So nicht mit dem Bibliotheksstandort!“ beteiligte sich gestern die Potsdamer Bibliotheksgesellschaft an der Debatte: Die neuen Überlegungen ignorierten den 2006 erstellten Masterplan für die Potsdamer Mitte.

Rückendeckung erhielt Mitteschön am Dienstag von Architekturprofessor Ludger Brands von der Fachhochschule Potsdam, der die im Masterplan vorgesehene „Zangenbebauung“ um die Bibliothek als „halbherzig“ bezeichnete. Brands: „Wir sollten nicht Kompromisse mitschleppen, die wir in fünf Jahren bereuen.“

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