Von Günter Schenke: Klipp setzt auf die Parzelle
Überfüllter Urania-Saal bei Vortrag des Baubeigeordneten über die Leitbauten in der Mitte
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Innenstadt – Bei der Vergabe von Grundstücken rund um das künftige Landtagsschloss setzt Potsdams Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bauen, Matthias Klipp, auf die Parzelle: „Wir denken nicht an große anonyme Investoren, sondern an interessierte Bauherren und Bauherrengruppen.“ Die Bebauung solle kleinteilig erfolgen.
Klipp stellte Donnerstagabend im überfüllten Saal der Urania das Leitbautenkonzept zur Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte vor. Vorige Woche hatte die Beigeordnetenkonferenz beim Oberbürgermeister dieses Konzept gebilligt. Danach will die Stadt auf der Wiederherstellung historischer „Leitfassaden“ bei folgenden Grundstücken bestehen: Am Alten Markt 12, Schwertfegerstraße 1, Schwertfegerstraße / Ecke Friedrich-Ebert-Straße, Schlossstraße / Ecke ehemalige Kaiserstraße, Schlosstrasse 7 „Plögerscher Gasthof“ sowie Humboldtstraße 3 und 4. Der Kopfbau des Palastes Barberini als havelseitiger Abschluss des Alten Marktes ist als original wieder hergestellter „Leitbau“ vorgesehen. Für dieses Gebäude existieren detaillierte historische Pläne und Fassadenzeichnungen.
Trotz der angestrebten Vielfalt solle es am Ende „so etwas werden wie ein Quartier aus einem Guss“, sagte Klipp. Dieses Ziel lasse sich nach seiner Meinung am ehesten mit Bauherrengemeinschaften oder Baugruppen verwirklichen. Es gehe um Interessenten, die vier bis zehn Wohnungen in einem Haus mit Läden im unteren Geschoss unterbringen wollten. „Derartige Angebote fehlten bisher in Potsdam.“ Anders als in Dresden, wo die Grundstücke um die Frauenkirche blockweise vergeben worden seien, wolle Potsdam Einzelobjekte anbieten.
In Anspielung auf den Einfluss Friedrichs II. auf das Potsdamer Baugeschehen sagte Klipp, die Verwaltung werde „in Ermangelung eines begabten Königs“ Gestaltungsvorgaben machen. Nach seiner Meinung gebe es den einen oder anderen Potsdamer Bürger, der sich an einem solchen Vorhaben beteiligen würde. Die Banken hätten signalisiert, dass bei der Finanzierung alles für die Kleinteiligkeit spreche.
Der Beigeordnete räumte ein, dass bei historischen Fassaden mit erheblichen Mehrkosten zu rechnen sei. Auf die Frage aus dem Publikum, warum das Grundstück des ehemaligen Hauses des Reisens nicht wieder historisch bebaut werde, sagte Klipp, dass die ProPotsdam GmbH als Bauherrin die dadurch entstehenden Mehrkosten nicht finanzieren könne.
Ganz ohne Groß-Investoren dürfte es nicht gehen. Das Palais Barberini, von Klipp als Hotel favorisiert, ist solch ein Objekt. „Wenn wir für dies Grundstück jemanden gefunden haben, kommen andere nach“, hofft er. Die Investoren- und Bauherrensuche soll im vierten Quartal beginnen. Dann will die Stadt sämtliche ihr gehörende Grundstücke an der Alten Fahrt öffentlich ausschreiben. Eine „Bebauung aus einer Hand“ solle verhindert werden, ebenso die Einrichtung einer großen Tiefgarage.
Anfang 2013 stehen die Flächen nördlich des Landtagsschlosses im Komplex der jetzigen Fachhochschule zum Verkauf. Klipp ist optimistisch, dass die Vermarktung der Mitte nach seinen Vorstellungen gelingt. Angestrebt sei ein Wohnanteil von mindestens fünfzig Prozent, denn „es soll keine menschenleere Mitte entstehen.“
Günter Schenke
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