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Landeshauptstadt: Knigge auf dem Spielplatz

Noch wird gebaut: Im Dezember soll die Luxus-Kita in der Villa Ritz fertig sein

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Berliner Vorstadt - Die ersten Spielgerüste stehen schon: Drei Monate nach Baustart schreiten die Sanierungsarbeiten für den künftigen Kindergarten Villa Ritz in der Berliner Straße 136 voran. Bis Dezember werden sie voraussichtlich beendet sein, sagte Villa Ritz-Geschäftsführer Raimund Wagner gestern den PNN. Wann die ersten Kinder tatsächlich einziehen, könne er aber noch nicht sagen. Das hänge auch von den Behörden ab und wie schnell sie die notwendigen Genehmigungen erteilen.

Eltern von rund 100 Kindern haben laut Wagner bereits konkretes Interesse an der so genannten Luxus-Kita angemeldet. Vorerst will die Kindergartenleitung aber nur 20 Kinder aufnehmen, nach einem halben Jahr Betrieb wolle man die Zahl auf 50 aufstocken, so Wagner. Vorrang sollen Kinder aus Potsdam haben, die ungefähr die Hälfte der Bewerber darstellen, die zum großen Teil auch in Berlin leben. Ihre Eltern müssen laut Wagner mit einer monatlichen Kita-Gebühr von 500 bis 1000 Euro rechnen. Zwischen 210 000 Euro bis 420 000 Euro könnte die gemeinnützige GmbH Villa Ritz demnach bereits im ersten Jahr einnehmen.

Doch vorerst stecken die Gesellschafter erst einmal Geld in das Projekt: Mehr als 250 000 Euro kosten laut Wagner Umbau und Sanierung des Gebäudes, das seine Firma in Erbpacht von der kommunalen Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam übernommen hat. Zeitgleich laufen Innen- und Außenumbau. Allerdings stehen den Kindern von dem rund 3000 Quadratmeter-Grundstück laut Wagner nur rund 600 Quadratmeter zur Verfügung. Denn der gesamte Vorgarten darf aus Denkmalschutz-Gründen nicht als Spielfläche umgestaltet werden. Zwischen dem Spielplatz-Bereich hinter der Villa und dem angrenzenden Parkplatz eines Autohauses soll später eine Trennwand stehen. Die Initiatoren zahlten die Summe für den Gesamtumbau aus ihrem privaten Vermögen, so Wagner, der eigentlich Psychologe ist. Jeder der Gesellschafter arbeite unabhängig vom Kita-Projekt in seinem Beruf. Auch die ersten Ritz-Mitarbeiter sind bereits eingestellt: die Leiterin Jessica Noi und eine Stellvertreterin. Je nach Kinderzahl sollen später bis zu 17 Angestellte in dem Betrieb arbeiten: Darunter „Haushaltskräfte“, eine Köchin, ein Hausmeister und Bodyguard, die beiden Geschäftsführer, eine Betriebswirtin sowie acht Pädagogen. Während der normale Betreuerschlüssel im Land Brandenburg bei einer Kindergärtnerin pro 15 Kindern liegt, soll eine Pädagogin der Villa Ritz für sechs bis sieben Kindergartenkinder zuständig sein. Im Krippenalter müssten sich sogar nur vier Kinder eine Erzieherin teilen.

In der Tagesstätte sollen die Kids neben Reiten, Ballett und Aikido auch Benimmregeln nach Knigge lernen – alles in mehreren Sprachen. Englisch, Spanisch, Chinesisch und Deutsch sollen unterrichtet werden. Die voraussichtlichen Öffnungszeiten richten sich nach dem Berufsleben der Eltern: von 7 bis 22 Uhr – je nach Bedarf auch über Nacht. Täglich drei Mahlzeiten soll es aus der hauseigenen Küche geben: Frühstück, ein Abendbrotbüfett sowie ein dreigängiges Mittagsmenü. Geplant sind auch Friseurbesuche für die Töchter und Söhne sehr beschäftigter Eltern. Und diesen will die gemeinnützige GmbH künftig gleich auch noch Steuerberater und Anwälte vermitteln. Die Ritzgründer wollten eben „etwas anderes erschaffen“, wie es Geschäftsführer Wagner ausdrückt.

Juliane Wedemeyer

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