Landeshauptstadt: „Knobelsdorff-Treppenhaus ist machbar“
Schloss-Diskussion in der Berliner Urania / Wilhelm von Boddien bestärkt Potsdamer Initiativen
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Saskia Hüneke hat die Wiederherstellung des historischen Treppenhauses des Stadtschlosses gefordert. Es gebe in der Region genügend Leute, die das können „und die sollen die Arbeit bekommen“, sagte die Stadtverordnete der Bündnisgrünen auf einer Podiumsdiskussion am Dienstagabend im Haus der Berliner Urania. Hüneke zeigte ein Messbild des Treppenhauses mit den eingezeichneten vorhandenen Kunstwerken. „Die Wiederherstellung ist machbar“, sagte sie, obwohl „fürchterlich wenig“ erhalten sei.
Um den Landtag in der Hülle des Stadtschlosses unterzubringen, müsse die historische Struktur des Bauwerkes aufgegeben werden. „Uns interessiert, wie ein harmonischer Übergang von der barocken Schlossfassade zum modernen Inneren ermöglicht werden kann“, begründet die Kunsthistorikerin ihre Forderung. Das Treppenhaus gehöre zu den Hauptwerken der Architektur und der Dekorationskunst von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Zahlreiche Originalteile befinden sich im Depot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, so die Marmorhermen und Teile des Treppengeländers des Bildhauers Johann Peter Benkert.
Im überfüllten Kleist-Saal der Urania, in dem Stadtschloss-Vereinsvorsitzender Michael Schöne nur einen Stehplatz ergattern konnte, nahmen die überwiegend Berliner Besucher die Informationen aus Potsdam mit großem Beifall auf. Neben Hüneke saßen der Ingenieur Christopher Kühn sowie der Kunsthistoriker Hans-Joachim Kuke mit auf dem Podium. „Ich weiß nicht, ob Ihnen bewusst ist, dass der Landtag für das Parlament eines gemeinsamen Landes Berlin-Brandenburg aufgebaut wird“, klärte Kuke die Berliner auf.
Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Stadtschloss, umriss die Ähnlichkeit der Berliner und der Potsdamer Aufgabe: „Es geht um ein Haus mit Würde, in dem das Äußere mit dem Inneren in Einklang gebracht werden muss.“ Jürgen E. Aha, Gründer des Altstadtforums in Frankfurt am Main, bezeichnet die Architekten als die Hauptfeinde einer Rekonstruktion, worauf von Boddien bemerkt: „Der Ort bestimmt die Architektur und nicht der Wille eines einzigen Architekten.“
Der Architekturstreit, der in Frankfurt am Main laut Aha bis zum „Mobbing“ und Ausschluss gehe, spiele in dieser Schärfe in Potsdam keine Rolle, so die Potsdamer Teilnehmer. Allerdings gebe es laut Hüneke einen entscheidenden Unterschied der Planungen in Berlin und Potsdam. „In Potsdam ist durch das PPP-Verfahren (Public Private Partnership) ein riesiges Wirtschaftspaket geschnürt worden, das erst die Bürgerinitiative Mitteschön aufgebrochen hat.“ Christopher Kühn: „Wir haben nur gegen die Politik und nicht gegen die Architekten zu kämpfen, aber das ist schon schwer genug.“ Die Politik habe die Funktion höher gestellt als die historische Wiederherstellung, kritisierte er. Kühn zeigte anhand von Simulationsbildern, dass es das Ziel sei, die historische Fassade des Potsdamer Stadtschlosses außen und im Ehrenhof originalgetreu zu rekonstruieren und darüber hinaus das Knobelsdorffsche Treppenhaus.
Wilhelm von Boddien gab den Entwürfen des jungen Architekten mit „hundert Prozent Knobelsdorff“ Rückendeckung und erwähnt die Umfragen des Berliner Fördervereins. In diesen habe es unter den 18- bis 24-Jährigen die weitaus größte Zustimmung für den historisch getreuen Wiederaufbau des Schlosses gegeben. Günter Schenke
Günter Schenke
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