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Landeshauptstadt: Kochen wie die Profis – nur in der Theorie Baustopp seit August: Eltern der Coubertin-Schule fordern Stadt auf, endlich Lehrküche zu bauen

Die Schüler hatten Ministerinnen bekocht und dafür viel Lob geerntet. Auch Stadtpolitiker wurden in die Coubertin-Schule eingeladen.

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Die Schüler hatten Ministerinnen bekocht und dafür viel Lob geerntet. Auch Stadtpolitiker wurden in die Coubertin-Schule eingeladen. Doch der politsche Druck, den die Oberschule am Stern für die Errichtung einer professionellen Lehrküche gemacht hat, nützte bisher wenig. Nun wandten sich sogar die Elternvertreter in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). „Warum wolle die Stadt nicht ein Modellprojekt mit Beispielcharakter schaffen, um das uns viele Städte und Gemeinden beneiden würden?“, fragt darin Elternvertreterin Silke Schmidt.

Eigentlich wollte die Stadt der Schule für rund 100 000 Euro bis Februar des kommenden Jahres eine neue Küche bauen und den Speisesaal erweitern. Die Bauarbeiten dafür hatten bereits im Frühsommer begonnen. Doch nach wenigen Wochen kam es zum Baustopp. Die Schule wünschte eine professionelle Lehrküche angesichts ihrer Spezialisierung als berufsvorbereitende Schule und des von der EU geförderten Projekts „Schüler kochen für Schüler“.

Die Arbeitsbedingungen für die Schüler, die an dem landesweit einmaligen Projekt teilnehmen, sind nun seit August untragbar: Die Lehrküche ist, wie berichtet, eine verwaiste Baustelle im Erdgeschoss des Gebäudes, gekocht wird in einer notdürftig eingerichteten Ersatzküche. Seit nunmehr fünf Monaten prüft die Stadt, ob im Sinne der Schule eine Lösung gefunden werden kann. „In einem nächsten Schritt sollen verschiedene Ausbaumöglichkeiten und die Finanzierungsmöglichkeiten erörtert werden“, heißt es aus der Stadtverwaltung.

„Wir brauchen die Grundvoraussetzungen, um kochen zu können – ein größerer Stromanschluss und Abluft“, sagt Koch und Ausbilder Marco Verleih. Für die Ausstattung der Küche sei die Schule sogar in Kontakt mit Sponsoren. Die Schule habe Potential und könne ein Prestigeprojekt schaffen. „Da muss die Stadt verstehen, dass das Geld kostet“, sagt Verleih.

Auch Markus Wicke, Projektleiter der Initiative Oberschule (IOS), ist von dem Vorhaben überzeugt. „Das ist eine tolle Sache.“ Mit 10 500 Euro unterstützt der Europäische Sozialfonds (ESF) das Projekt. Aber, so stellt Wicke klar, der ESF investiere in Köpfe, nicht in Einrichtungen. „Das muss von der Stadt kommen.“ Die schlechte Ausstattung allerdings beeinträchtige das Projekt. „Wir hatten uns das eigentlich anders vorgestellt“.

Aus seiner Sicht würde ein höherer Küchenstandard Sinn machen. „Wir wissen von dem Hotel-und Gaststättenverband, dass händeringend gute Kräfte in der Gastronomie gesucht werden.“ Als Berufsvorbereitung findet er das Angebot der Schule ideal. Die Schüler lernen den Beruf des Kochs in seiner ganzen Breite kennen - von der Berechnung der Zutaten, dem Einkauf, der Zubereitung des Essens bis hin zur Vermarktung. Bereits nach dem ersten Durchgang des Schüler-kochen-für-Schüler-Praktikums kann Verleih einen Erfolg vorweisen: Von elf Schülern wollen fünf weiterführende Praktika absolvieren. Auf alle Fälle ist man bereit, die Schule weiter zu unterstützen. „Das Konzept haben wir sehr positiv aufgenommen“, sagt Wicke. Würde die Schule für das kommende Schuljahr eine Fortsetzung beantragen, stünden die Chancen gut, weitergefördert zu werden. ESF–Gelder wären da. Ob bis dahin die Stadt auch eine funktionsfähige Küche stellt, ist aber fraglich.Grit Weirauch

Grit Weirauch

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