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Aus dem GERICHTSSAAL: Kokain an minderjährige Schülerin verkauft

Angeklagter legt umfassendes Geständnis ab / Verhandlung bis zum 23. April unterbrochen

Stand:

Obwohl die Hauptbelastungszeugin Anja A.* fehlt, beginnt das Schöffengericht erst einmal zu verhandeln. Mindestens zweimal soll Philipp P.* der damals 17-Jährigen im Vorjahr Kokain in seiner Wohnung verkauft haben. Und er soll Anjas erwachsenen Freund eine Zeitlang ebenfalls mit Drogen versorgt haben. „Dass Anja noch so jung war, wusste ich nicht“, beteuert Philipp P. (29). „Ich bin davon ausgegangen, dass sie mindestens 19 ist.“ Er habe Anja nicht näher gekannt, nicht gewusst, dass sie noch zur Schule geht. „Sie kam immer mit ihrem Freund Klemens K. Und der ist schon Mitte 20.“ Es sei damals normal für ihn gewesen, Kokain zu konsumieren, so der wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz Angeklagte. Deshalb habe er sich auch keine Gedanken darüber gemacht, welchen Schaden er durch die Koks-Abgabe bei Anja anrichten könne. Dass er unter Bewährung stand, habe er meist verdrängt.

Während seiner Suchtkarriere habe er fast sein gesamtes Geld für Cannabis, später für Kokain ausgegeben. Er habe dafür an Essen und Kleidung gespart, sei nicht in den Urlaub gefahren, erzählt der Vorbestrafte. Nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft wegen des Verdachts des Drogenhandels habe er eine stationäre Therapie absolviert, befände sich jetzt in der ambulanten Phase. Seit dem 2. Februar 2007 sei er abstinent. „Das will ich auch bleiben“, versichert Philipp P. „Ich habe mich komplett aus dem Milieu zurückgezogen.“

Klemens K.* (26) betont im Zeugenstand, seit dessen Therapie keinen Kontakt mehr zu dem Angeklagten zu pflegen. Wo sich seine Ex-Freundin Anja A. derzeit aufhält, vermag er nicht zu sagen. Er kann dem Gericht allerdings bestätigen, dass sie eine „hübsche Erscheinung“ ist, mit langen Haaren, solariengebräunt, gepflegt und deutlich älter wirkend. Klemens K. versichert, mit Anja mehrfach bei dem Angeklagten gewesen sein, um Kokain zu erwerben. „Mal ein viertel, mal ein halbes Gramm. Wir hatten ja beide nicht viel Geld.“ Als die Beziehung zu seiner Freundin schon getrübt war, habe er erfahren, dass sie auch öfter alleine bei Philipp P. aufgetaucht sei. Dieser habe ihm später offenbart, Anja schulde ihm 180 Euro. Ohne die Zeugin zu hören, sich persönlich ein Bild von ihr zu machen, könne kein Urteil gesprochen werden, befindet das Gericht und unterbricht die Verhandlung bis zum 23. April. Ob die Anschrift der Fehlenden bis dahin ermittelt ist, steht allerdings in den Sternen. (*Namen geändert.) Hoga

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