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Landeshauptstadt: Kombilohn in Potsdam

Neues Modell für Langzeitarbeitslose / Paga will Niedriglöhne aufstocken

Stand:

Bereits ab Februar sollen die ersten Potsdamer den so genannten Kombilohn erhalten. Das sagte der Geschäftsführer der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender (Paga), Frank Thomann, gestern bei einem Pressegespräch. Pro Monat sollen so 30 neue Stellen entstehen. Dafür will die Paga Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor künftig mit einem staatlichen Zuschuss fördern: Den Niedriglohn, meist zwischen 500 und 900 Euro, stockt die Paga soweit auf, dass der Lohn einschließlich Paga-Zahlung 100 Euro über dem Arbeitslosengeld II (ALG II) liegt.

Langzeitarbeitslosen soll dieses Beschäftigungsmodell einen Anreiz geben, überhaupt einen Job anzunehmen, so Thomann. Denn deren Zahl ist im vergangenen Dezember gegenüber des Vorjahresmonats um 6,7 Prozent gestiegen. 3013 Potsdamer sind länger als ein Jahr ohne Arbeit. Das sind mehr als 30 Prozent der 9851 Arbeitslosen. Bisher allerdings lohne es sich für diese Menschen nicht, offene Stellen im Niedriglohnsektor anzunehmen, weil sie meist weniger verdienen würden als sie staatliche Unterstützung erhalten. „So beugen wir der Subventionsmentalität vor“, so Thomann. Zudem spart der Bund auf diese Weise Geld: laut Thomann „rund 300 Euro pro Fall im Monat“. Die Zuschüsse zahlt die Paga aus ihrem Jahresbudget von ungefähr 13,2 Millionen Euro. Je nach Familienstand und Kinderzahl erhält ein Kombilohnempfänger zwischen 400 und 2000 Euro für seine Bedarfsgemeinschaft zusätzlich zum Geld des Arbeitgebers – bei einem Lohn von 500 Euro. Zwölf Monate Laufzeit hat die Paga für ihr Modell geplant. Nach den ersten sechs Monaten will sie die Zuschüsse allerdings auf 80 Prozent reduzieren.

Neben den elf Arbeitgeberbetreuern der Paga und der Potsdamer Agentur für Arbeit sollen sich nun auch freie Träger und private Job-Vermittlungen um die Vermittlung Langzeitarbeitsloser in Kombi-Lohn-Stellen kümmern. Denn die Akquise neuer Firmen sei sehr „zeitaufwändig“, so Thomann. Außerdem hätten die privaten Vermittler und Träger häufig sehr gute Kontakte zu Arbeitgebern, die die Paga nutzen wolle. Pro Vermittlung erhalten die beauftragten Stellensucher eine Provision von 500 Euro. Bleibt ein Arbeitsplatz ein halbes Jahr bestehen, gibt es weitere 500, nach einem Jahr wiederum 500 Euro. Das sichere die Betreuung der Paga-Kunden auch nach Vermittlung einer Stelle. Selbst nach Abzug der Provisionskosten spare die Paga mindestens 200 Euro monatlich pro wieder eingestellten Arbeitslosen. Und Thomann hofft, die Langzeitarbeitslosen wieder vollständig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Denn diese hätten dank der Kombilohn-Beschäftigung den Kontakt zum Arbeitgeber und könnten ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.

In Rheinland-Pfalz wurde schon 2002 ein Kombilohn-Projekt gestartet: Das bundesweit angewendete „Mainzer Modell“ wurde 2003 aber von den so genannten Mini-Jobs wieder abgelöst. Es galt als zu teuer und schaffte nicht die erwartete Zahl an neuen Stellen. Auch in Hamburg und Thüringen gebe es ähnliche Projekte, so die Potsdamer Agentur-Chefin Edelgard Woythe. Im Gespräch ist auch wieder ein bundesweites Kombilohn-Modell ab 2007.

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