Landeshauptstadt: Kommende Woche Baustart für Sanierung der Villa Quandt
3,2 Millionen Euro Sanierungskosten / Finanzierung durch Europäische Union und Reemtsma-Stiftung / Fontane-Archiv Hauptnutzer
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Nauener Vorstadt - Offizieller Baustart für die Sanierung der sich nahezu in ruinösem Zustand befindlichen Villa Quandt am Fuße des Pfingstbergs ist am kommenden Donnerstag, dem 27. Juli, um 11 Uhr. Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) und der Geschäftsführer der Hermann Reemtsma Stiftung in Hamburg, Jochen Münnich, werden anwesend sein. Dies erklärte gestern auf PNN-Anfrage der Sprecher des brandenburgischen Kulturministeriums Holger Drews. Für die Sanierung sind Investitionskosten von rund 3,2 Millionen Euro vorgesehen, so Drews. Die Hälfte der Kosten sponsert die Stiftung des Zigarettenfabrikanten Reemtsma. Die anderen 1,6 Millionen stammen aus dem EU-Fördertopf zur Regionalentwicklung (EFRE). Der Ministeriumssprecher rechnet mit einer Fertigstellung der Arbeiten im Herbst 2007. Die Villa werde dann gemeinsam vom Fontane-Archiv als dem Hauptnutzer, dem Brandenburgischen Literaturbüro und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten genutzt. Im künftigen Tresorkeller sollen dann die Originalmanuskripte Theodor Fontanes (1819 bis 1898), des Wanderers durch die Mark Brandenburg, aufbewahrt werden. Im Tresor wird eine technische Zentrale für die richtige Temperatur und geringe Luftfeuchte sorgen.
Demir Arslantepe ist der für die Sanierung des Bauwerks zuständige Architekt der Preußischen Stiftung Schlösser und Gärten, dem Eigentümer der Villa Quandt, wie Stiftungspressesprecherin Elvira Kühn gestern bestätigte.
Das Fontane-Archiv ist eine Institution des Landes. Der Bestand umfasst etwa 18 000 Blatt Originalhandschriften Fontanes und seines Umkreises. Dabei handelt es sich um Manuskripte, Briefe, Notiz- und Tagebücher sowie um zirka 12 000 Blatt Abschriften und Kopien von Handschriften, deren Originale zum Teil verschollen sind. Das Archiv wird vom Land jährlich mit 370 000 Euro gefördert. Die Förderung soll im nächsten Haushaltsjahr um 25000 Euro erhöht werden.
Ministerin Wanka erklärte jüngst, künftig solle sich das Fontane-Archiv mit seinen sechs Mitarbeitern mehr als „eine wissenschaftliche Einrichtung profilieren“. Es müsse eine Eingliederung in das Landeshauptarchiv diskutiert werden.
Zur Geschichte der Villa Quandt gibt es lückenhafte Quellen. Ministeriumssprecher Drews erklärte, die Kriegsrätin Ulrike Augusta von Quandt kaufte das Gebäude 1833. Laut Stiftungssprecherin Kühn sei das Haus auf einem Lenné-Plan von 1828 nachweisbar. Architekt und Baujahr seien ungeklärt. 1841 erwarb König Friedrich Wilhelm IV. die Villa, 1862 gehörte sie Elisabeth von Preußen. Von 1930 bis 1945 wohnte Kaisersohn Prinz Oskar mit Gattin Ina Maria, geborene von Bassewitz, in der Villa. Später diente sie als Verwaltungsgebäude des sowjetischen Militärgerichts. Guido Berg
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