Von Henner Mallwitz: Kompliziert und spannend
10. Stabhochsprung-Meeting mit Rekord bei den Frauen und kleinen Höhenflügen bei den Männern
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Es war zwar kein Abend der spektakulären Höhen, allerdings einer der komplizierten Modi: In einem spannenden Zweikampf machten am späten Samstagabend der US-Amerikaner Jeremy Scott und der Tscheche Michael Balner den Pokalfight beim 10. Potsdamer Stabhochsprung- Meeting im Stern-Center unter sich aus. Letzterer entschied das Ganze am Ende für sich – übersprungene 5,56 Meter wurden ihm zugeschrieben.
Jedoch erst nach einem für die Zuschauer komplizierten Procedere. Denn: Die Siegerhöhe hatten beide Athleten bereits gemeistert, waren anschließend aber an den aufgelegten 5,66 jeweils dreimal gescheitert. In einem solchen Fall schreibt das Regelwerk vor, die Latte auf jene Höhe zu legen, die von einem Athleten bereits in Angriff genommen wurde. Die 5,61 hatte Balner zuvor versucht und nicht geschafft – also noch einmal und wieder erfolglos. Über 5,56 ging es noch einmal runter auf 5,51 – und da setzte sich der Tscheche schließlich durch. Da er zuvor jedoch bereits fünf Zentimeter höher gesprungen war, wurde dies als Siegeshöhe genommen. „Ein spannendes Springen, das ich mir allerdings etwas leichter vorgestellt hatte“, sagte Balner, als er sich nach getaner Arbeit ein Bier gönnte.
Jeremy Scott und der Ukrainer Denys Yutchenko teilten sich mit übersprungenen 5,56 m den zweiten Platz; Vierter wurde der Tscheche Jan Kudlicka (5,46), der im Stern-Center besonders vom Pech verfolgt war. Als er die 5,56 in Angriff nahm, brach gleich beim ersten Versuch der Stab. Das untere Ende flog in Richtung der zahlreichen Zuschauer, die von Glück reden konnten, von dem Geschoss nicht getroffen worden zu sein.
Bereits am Freitag hatten die Damen ihr Stelldichein und boten einen Wettkampf, der dem der Männer in keiner Weise nachstand. Im Gegenteil: Mit übersprungenen 4,62 m sorgte die Polin Anna Rogowska für einen neuen Meetingrekord (PNN berichteten). Vor vier Jahren hatte sie diesen selbst im Stern-Center aufgestellt und war nach dem Wettkampf umso glücklicher, ihn verbessert zu haben. „Es war wieder einmal ganz toll, in Potsdam zu springen“, sagte die 27-Jährige. „Das Publikum hat mich super unterstützt, leider hat es für den ganz großen Sprung nicht gereicht.“ Mit 4,72 m hatte sie sich nämlich nach dem Sieg noch einmal an der aktuellen Jahresweltbestleistung versucht, schaffte sie jedoch in keinem der drei Versuche. Den zweiten Platz belegte die Russin Tatjana Polnova mit 4,42; Dritte wurde Kristina Gadschiew aus Zweibrücken mit 4,22. Gleich drei Athletinnen hatten sich im Vorfeld abgemeldet – unter ihnen auch Caroline Hasse, die als Hoffnungsträgerin des ausrichtenden SC Potsdam in den Wettkampf eingreifen wollte. Wegen einer Muskelverletzung wird sie wohl noch mehrere Wochen ausfallen.
„Dennoch war es eine würdige zehnte Auflage des Meetings“, sagte Peter Rieger, Geschäftsführer des SC Potsdam. „Ich hatte bei den Männern zwar auf Höhen von 5,70 oder 5,75 gehofft, aber das war uns nun leider nicht vergönnt.“ Ein Grund wird da sicherlich auch das Ausbleiben der nationalen Größen gewesen sein, die der Deutsche Leichtathletik-Verband für die ZDF-Sportgala in Wiesbaden verpflichtet hatte. Mit Malte Mohr hatte der SC Potsdam im Vorfeld zwar noch ein ganz heißes Eisen im Feuer, doch kurz vor dem Wettkampf musste er wegen einer geprellten Ferse aufgeben. „Im nächsten Jahr“, so Rieger, „werden wir uns wieder um gute deutsche Springer bemühen.“
Henner Mallwitz
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