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Landeshauptstadt: Konferenzschaltung mit Frau Spatz

Andreas Maier hat das Anliegen der Stadt umgesetzt und über Potsdam geschrieben

Stand:

Andreas Maier hat das Anliegen der Stadt umgesetzt und über Potsdam geschrieben Alle aus dem Gedächtnis heraus wiedergegebene Telefonate zwischen Andreas Maier und Rosemarie Spatz werden zur Konferenzschaltung. Hörbar für alle, von Maier vorgetragen. Erst auf der Feuilleton-Titelseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nachzulesen, gestern Abend bei der 5. Brandenburger Literaturnacht in der Reithalle A auch als „Hörbuch“ zu erleben. Mit jedem Detail, jeder Unfähigkeit, jeder Peinlichkeit. Titelhelden seiner Erzählung über die selbst ernannte Kulturstadt Potsdam sind er als anstehender Literaturstipendiat sowie Rosemarie Spatz, Kulturkoordinatorin und an unterster Stelle der involvierten Verwaltungshierarchie stehend. Maier gegen Spatz also, die gestern, nach der Veröffentlichung, einer Offenbarung für ihre Verwaltungsarbeit, ohne Schuldgefühle im Sessel saß und keine Konsequenzen für sich sieht: „Mir geht es gut“, sagte sie. Seit 30 Jahren organisiert sie Lesungen mit namhaften Autoren und immer sei alles korrekt gewesen. „Sonst wären wohl weder Walser noch Grass oder Wolf nach Potsdam gekommen.“ Nun, Maier kam nicht. Er trat das Stipendium nicht an. War also dieses Mal doch etwas nicht korrekt? Deutlich beschreibt der Roman-Autor aus Hessen seine Berührungen mit Potsdam, der Verwaltung, den Journalisten, den Wohnungsbauunternehmen. Es ist ein Blick ins Innenleben des funkelnden Mechanismus einer Stadt, die es innerhalb von drei Wochen vielleicht geschafft hat, sich bei der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas in die Außenseiterrolle zu katapultieren. Ereignisse, zusammengefasst in etwa 500 Zeitungszeilen. Sie sind ein Spiegel derer, die darin vorkommen. Ungeschönt, aber leider nur auszugsweise im Detail. Denn Maier vergisst in seinem Text zu erwähnen, dass er der Potsdamer Lokalzeitung Schlagworte wie „soziologisches Experiment“ oder „Absurd-Stipendium“ im Zusammenhang mit der geplanten Unterbringung in der Plattenbauwohnung diktierte. Wortfetzen, die, angestoßen durch Pressemitteilungen von Wohnungsbaugesellschaften, den Weg in die Überlandpresse schafften. Maier hat nun seine eigene Geschichte aufgearbeitet, niedergeschrieben und erzählt. Vier Monate sollte der 37-Jährige im kulturellen Zentrum der Stadt verweilen, besser gesagt in der Waldstadt II, und das Leben, die Kultur aufsaugen und später in seinen Texten wiederspiegeln. Das war die Intention der Stadt, als sie gemeinsam mit der Kulturhauptstadt Potsdam 2010 GmbH das Literaturstipendium vergab. Gesagt getan: Maier hat seine Aufgabe erfüllt – ohne die Residenz im Plattenbau mietfrei zu besetzen und ohne die 6000 Euro Stipendium anzunehmen. Und er erfüllte den Wunsch der Stadt nach überregionaler Ausstrahlung. Trotzdem gibt es Rücktrittsforderungen an Kulturderzernentin Gabriele Fischer, Kulturkoordinatorin Rosemarie Spatz und Kulturamtsleiter Gerhard Meck? Haben sie als Maiers Trio Infernale nicht alles versucht, ihr Bestes zu geben, um im Vertragswerk die Arbeit des Autors genauestens zu regulieren? Wo er aufzutreten, was er sich anzuschauen und über was er in dieser Stadt zu berichten hat? Aber leider haben sie in ihrem Verwaltungseifer vergessen, ihm vorzuschreiben, dass er ja positiv über Potsdam zu berichten hat! Fatal. Nun hat er Potsdam den Stempel verpasst, „die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas mit einem Warnhinweis zu versehen“. Die erlebte Geschichte bezeichnete Andreas Maier vor einigen Tagen noch als „wenig originell“. Doch eine Seite FAZ mit Text zu füllen, kann kein freier Autor ablehnen – weder aus finanziellen noch aus Gründen der eigenen Vermarktung.

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