Potsdam: Konflikt um Bestattungen verschärft sich
Ein Gericht soll jetzt im Streit zwischen der Gesetzestreuen Gemeinde und der Stadt Potsdam um jüdische „Sozialbestattungen“ entscheiden.
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Potsdam - Der Streit um die jüdischen Bestattungen in Potsdam beschäftigt nun auch die Justiz. Um eine vollständige Kostenübernahme der Beerdigung ihres Mannes zu erreichen, hat eine jüdische Witwe nun einen Antrag auf einstweilige Anordnung beim Sozialgericht gestellt. Unterstützt wird sie dabei von der Gesetzestreuen Jüdischen Gemeinde Potsdam.
Die Frau ist Sozialhilfeempfängerin und hat damit Anspruch auf finanzielle Unterstützung durch die Stadt bei der Bestattung ihres verstorbenen Mannes. Im Mai 2012 trug sie ihn zu Grabe, nach jüdischem Gesetz muss ein Jahr später der Grabstein aufgestellt werden (siehe Kasten). Doch den will die Stadt nicht vollständig bezahlen. Der Stein kostet 1032 Euro, wie aus dem Antrag hervorgeht. Die Verwaltung hat aber nur 350 Euro bewilligt. Dadurch werde der Abschluss der Bestattung im Rahmen der jüdischen Tradition verhindert, heißt es in dem Schreiben.
Die Weigerung der Stadt sei eine Verletzung der Menschenwürde der Hinterbliebenen, findet der Geschäftsführer der Gesetzestreuen Gemeinde, Shimon Nebrat. Zudem werde die Witwe ungleich behandelt. Schließlich habe die Stadt im vergangenen Jahr Grabsteinkosten von 900 Euro übernommen. Auch in anderen Städten wie Cottbus oder Berlin werde weit mehr als die nun angebotenen 350 Euro bezahlt.
Ein Sprecher der Stadtverwaltung bestätigte, dass es einen Rechtsstreit gibt, wies die Vorwürfe aber zurück.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in der FREITAGAUSGABE DER POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN.
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