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Landeshauptstadt: Konflikt um Schulsozialarbeit

Bildungsausschuss gegen „Systemwechsel“

Stand:

Gegen einen vom Jugendamt vorgeschlagenen „Systemwechsel“ in der Schulsozialarbeit hat sich der Bildungsausschuss am Dienstag ausgesprochen. Jedenfalls ging das aus der Diskussion hervor – eine Abstimmung gab es dazu nicht.

Gegenwärtig gibt es an zehn Potsdamer Schulen Sozialarbeiter. 435 000 Euro wendet das Jugendamt hierfür jährlich auf. Das Land zahlt einen Zuschuss. Das Dilemma: Insgesamt wollen 24 Schulen die Stelle eines Sozialarbeiters einrichten. Wie der Jugendamtsleiter Norbert Schweers im Ausschuss vorrechnete, würde das die Kosten auf über eine Million Euro hochtreiben. Wollte gar jede der 40 Potsdamer Schulen eine solche Stelle, ergebe sich ein Mehrbedarf von 1,7 Millionen Euro.

Schweers sieht den Ausweg in einer „Systemumstellung“. Eine Analyse und Bewertung der bisherigen Schulsozialarbeit habe laut dem Jugendamtschef zu dem Ergebnis geführt, dass die bisher geübte Praxis „nicht effektiv“ sei.

Die Leitung des Jugendamts schlage daher vor, das Geld für die Schulsozialarbeit ab 1. Januar 2013 an die Kinder- und Jugendklubs zu geben und von dort aus die Schulsozialarbeit zu betreiben. Immerhin gebe es in der Stadt 18 Kinder- und Jugendklubs. Diese bekämen zu ihren bisherigen 40 Sozialarbeiterinnen weitere zehn hinzu. Mit mehr Verantwortung der Schulen sowie einer besseren Vernetzung und mit höherer Flexibilität könne so die Sozialarbeit in den Schulen verbessert werden. Statt Schulsozialarbeiter soll es künftig praktisch „Klubsozialarbeiter“ mit Bindungen an Schulen mit dringendem Bedarf geben.

Diese Vorschläge stießen im Ausschuss auf wenig Gegenliebe. Werner Lindner, Leiter der Käthe-Kollwitz-Oberschule in der Brandenburger Vorstadt: „Wir brauchen vor Ort die Sozialabeiter, damit die Problemgruppen zu ihnen Vertrauen gewinnen können.“ Der dienstälteste Schulleiter in Potsdam fügte hinzu: „Wir brauchen sie auch als Berater für die Lehrer.“ Lindner bezweifelt das wissenschaftliche Vorgehen bei der Analyse und Bewertung des Ist-Zustandes. Zum Beispiel sei ein Volumen von weniger als 30 Stunden pro Woche für die Wirkung eines Sozialarbeiters nach seiner Kenntnis zu gering. Andreas Menzel (Bündnis ’90/Die Grünen): „Ich kann das schwer nachvollziehen, ich sehe an jeder Schule den Bedarf für die Sozialarbeit.“

Hannelore Knoblich (SPD) schlug eine Beratung mit den Schulleitern vor, ehe eine Entscheidung über die künftige Schulsozialarbeit gefällt wird. Knoblich führte ihre eigenen Erfahrungen als Lehrerin ins Feld und sagte: „Die Schüler wollen zu einer Person Vertrauen aufbauen.“ Das sei allerdings schwer möglich, wenn sich diese Person außerhalb der Schule befinde. Günter Schenke

Günter Schenke

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