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An der Fachhochschule Potsdam werden Schulmediatoren ausgebildet. Sie sollen Gewaltfreiheit an den Schulen fördern
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„Auf die richtige Haltung kommt es an“, beschreibt Kerstin Lück das Erfolgsrezept für eine erfolgreiche Mediation. Wer in einem Streit erfolgreich vermitteln wolle, müsse den Konfliktparteien neutral gegenüberstehen und zuversichtlich sein, dass aus dem Konflikt etwas Positives entstehen kann. Außerdem braucht man viel Geduld. „Das kann man alles trainieren“, so die Überzeugung der Mediatorin und Trainerin. Aktuell bietet die 47-Jährige gemeinsam mit der Mediatorin und ehemaligen Schulleiterin Helga Neumann eine Fortbildung zum Schulmediator im Potsdamer Institut für Weiterqualifizierung im Bildungsbereich (WiB) an. Deeskalation, Coolness-Training und Konfliktmanagement sind Inhalte dieser Fortbildung, mit denen die Teilnehmer lernen, Konflikte im Einvernehmen aller Beteiligten verbal zu lösen oder zumindest zu entschärfen. Die Schuldfrage bleibt dabei außen vor.
Das Angebot des An-Institutes der Universität Potsdam richtet sich an Pädagogen, Sozialarbeiter und ehrenamtliche Mitarbeiter aus dem pädagogischen Bereich. Derzeit sind rund zwei Drittel der Schulmediatoren Lehrer, schätzt Lück. Das übrige Drittel sind Ehrenamtliche, Erzieher und Schulsozialarbeiter. Die Idee, mittels Mediation der zunehmenden Gewalt an den Schulen entgegenzutreten, habe in den 90er Jahren in Deutschland erstmals Einzug gehalten. Wegweisend war das sogenannte Konfliktlotsenmodell der Pädagogin Ortrud Hagedorn: Auch Schüler übernehmen als Schlichter („Mediation unter Ebenbürtigen“) eine aktive Rolle. In der Fortbildung am WiB lernen die Teilnehmer deshalb auch, Schüler als Konfliktvermittler auszubilden. Auf spielerische Art und nach ganz einfachen Regeln könnten schon Erst- und Zweitklässler lernen, bei Streitereien zu vermitteln, so Lück.
Konfliktanalyse und Kommunikationstraining spielen bei der Ausbildung des Schulmediators eine große Rolle. „Wir schulen besonders die Beobachtung, denn Konflikte entstehen permanent und sollten möglichst früh erkannt werden“, sagt Lück. Bei gelegentlicher Ausgrenzung einzelner Schüler sei Mediation sehr wirksam, jedoch nicht bei Mobbing. „Da kommt man mit Mediation, bei der alle an einem Tisch sitzen, nicht weiter.“ Auch bei schweren Gewalttaten sei es für Mediation zu spät. Entscheidend sei daher das Ansetzen, bevor es zu einer Eskalation komme. Da Schlichter keinesfalls Partei ergreifen dürfen, empfiehlt Lück den Schulen, immer gleich zwei Mediatoren einzusetzen: „Sich gegenseitig zu beobachten hilft sehr“, findet Lück.
Dass Mediation in der Schule nötig und hilfreich ist, ist inzwischen weitgehend Konsens. Dennoch gibt es noch keine aktuelle statistische Erfassung der Arbeit von Schulmediatoren. Auch für die Erfolge gibt es keine Zahlen. Dies stellten auch die Teilnehmer des 1. Brandenburger Schulmediationstages an der Fachhochschule Potsdam im vergangenen Herbst fest.
Im Lehramtsstudium ist Mediation bislang noch nicht selbstverständlich enthalten. „In Berlin und Brandenburg gibt es das Angebot zumindest optional“, so Lück. Vorbildlich sei auf diesem Gebiet die Lehrerausbildung in Hessen. Ob sich Lehrer zusätzlich in diesem Bereich fortbilden, hängt vom persönlichen Engagement und den zeitlichen Möglichkeiten des Einzelnen ab. Gerade bei der Umstellung auf Ganztagsschulen fehlen vielen Lehrern die Reserven für zusätzliche Fortbildungen in diesem Bereich, obwohl diese bei zusätzlichem schulischen Angebot zunehmend gefragt seien, bedauert Lück. Maren Herbst
Interessenten können sich zur Fortbildung noch anmelden, Tel. 0331–237483-14 oder kanschik@wib-potsdam.de Lehrer staatlicher Schulen werden die Kosten zum Teil erstattet.
Maren Herbst
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