Landeshauptstadt: Kongsnæs: Vier neue Interessenten
Verein „Royal Louise“ begrüßt Neuausschreibung der Matrosenstation / Kritik dagegen vom Förderverein
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Berliner Vorstadt - Die Stadt Potsdam hält an der Neuausschreibung der Matrosenstation Kongsnæs fest. Es sei ein übliches Vorgehen, dass öffentliche Ausschreibungen ohne Ergebnis beendet werden, sagte Regina Thielemann. Die Stadtsprecherin betonte, es hätten sich vier neue Interessenten gemeldet, die das historische Ensemble am Jungfernsee übernehmen und entwickeln möchten. „Wir wollen, dass jeder seine Chance bekommt“, sagte Thielemann. Ende März hat die Stadt ein seit September 2006 laufenden Ausschreibungsverfahren für die Matrosenstation ergebnislos beendet, obwohl der zuletzt verbliebene Bieter das Grundstück zum Verkehrswert kaufen wollte (PNN berichteten). Das sei auch rechtlich in Ordnung, wischte die Stadtsprecherin alle Bedenken vom Tisch.
Damit wird die „königliche Landzunge“ an der Schwanenallee bald deutschlandweit neu ausgeschrieben. Die Mitglieder des Hauptausschusses hatten das Vorgehen der Stadtspitze in nicht-öffentlicher Sitzung abgenickt. Die neuen Angebote würden inhaltlich weit über das hinaus gehen, was bisher geplant gewesen sei. Eine Gesamtentwicklung des Areals sei möglich, hieß es seitens der Stadt.
Enttäuscht zeigte sich Volker Schneeweiß vom Förderverein Kongsnæs e.V. gestern. Er habe aus der Zeitung davon erfahren, dass erneut viele Monate ohne Ergebnis für die Station verstrichen seien. Er habe den Eindruck, es gebe eine „Begeisterungsresistenz“ für dieses Stück Norwegen in Deutschland in der Potsdamer Verwaltung. Für den Verein seien nun die Hoffnungen wieder kleiner, das Wassergrundstück zu erwerben, um darauf die 1945 abgebrannte Empfangshalle errichten zu können. „Zurück auf Los“, sagte Schneeweiß. Er erhoffe sich jedoch von der Neuausschreibung, dass das Gelände öffentlich zugänglich bleibt.
Claus Reichardt vom „Royal Louise“ Yacht- und Schifffahrtsverein Potsdam dagegen begrüßte die Entscheidung der Verwaltung, den Zuschlag nicht an die vier Potsdamer, die mit der Landstedt GbR Gästeappartements auf dem Gelände einrichten wollten, vergeben worden ist. Er habe bei diesem Konzept nicht die „Würdigung des historischen Ortes gesehen“, wie er sie seiner Ansicht nach verdient hätte. Das Ensemble in der Schwanenallee sei ein wesentlicher Ort bei der Entstehung des deutschen Segelsports, so Reichardt. Eine Dokumentation darüber sowie der Standort der Fregatte „Royal Louise“ sollten seiner Meinung nach künftig Bestandteil der Matrosenstation Kongsnæs sein. Derzeit ist das Schiff, ein Nachbau der 1832 vom Stapel gelaufenen Miniaturfregatte „Royal Louise“, in einem Segelhaus am Wannsee untergebracht. Das sei sehr schön, aber „es ist nicht dort, wo es hingehört“, so Reichardt. Er würde es begrüßen, wenn ein Standort für das Schiff sowie ein Dokumentationszentrum Bestandteil der Ausschreibung würden.
Von der Empfangsstation der Matrosenstation sind heute nur noch die Fundamente zu sehen. Brüstungen und Teile des Bollwerkes liegen für den Wiederaufbau bereit. Einst war es die königliche Dampferanlgestelle, im Jahr 1892 erhielt Architekt Holm Hansen Munthe den Auftrag für eine neue Empfangshalle. Erst nach deren Fertigstellung wurde der Torbogen mit der Aufschrift „Kongsnæs“ sowie die Häuser für Matrosenunterkünfte, das Wohnhaus des Stationsleiters und die Werkstatt in der Schwanenallee 7 errichtet. Nach Abdankung des Kaisers wurde die Empfangshalle als Klubhaus des kaiserlichen Jagdclubs genutzt – 1945 gerieten das Bootshaus und die Empfangshalle in Brand und wurden zerstört. Die landseitig verbliebenen Häuser, die jahrelang durch die Mauer vom Wasser abgeschnitten waren, sind bis heute bewohnt.
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