Landeshauptstadt: Königinnentreffen auf dem Luisenplatz
Beim fünften Potsdamer Luisenfest wurde für die Potsdamer Telefonseelsorge gesammelt
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Die Zuschauer auf dem Luisenplatz konnten ein wenig historischen Glamour spüren. Angeführt von Königin Luise von Preußen und ihrem Gemahl König Friedrich Wilhelm III. gaben sich zum fünften Potsdamer Luisenfest am Wochenende Majestäten aus der gesamten Region die Ehre. Da war die aktuelle Werderaner Baumblütenkönigin Franziska Barche, die Glindower Kirschkönigin Sandra Große, die Flämingkönigin Eva von Holly und die Brücker Erntekönigin Sandra Lorenz. Die amtierende Spargelkönigin war aus terminlichen Gründen zwar verhindert. Doch das blieb eine Randnotiz. Untermalt von den rhythmischen Klängen des Spielmannszugs aus Treuenbrietzen machten die Königinnen alle der natürlich verkleideten Luise ihre Aufwartung.
Seit 2010 organisiert die Potsdamerin Barbara Schubert das Luisenfest – in Gedenken an Königin Luise von Preußen, einer Symbolfigur für den Wiederaufstieg Preußens im beginnenden 19. Jahrhundert. „Ich war schon immer sehr fasziniert von Luise und ihrer Geschichte“, erzählte Schubert am Samstag. „Sonst geht es ja in Potsdam immer nur um Friedrich II. – mit dem Fest soll sie ein bisschen mehr in das Bewusstsein der Menschen gerückt werden.“ Die diesjährige Luise wurde von Yvonne Ganzer gemimt, die Mitglied im Paretzer Liebhabertheater ist. Ihr Kostüm sei wie alle Kleider des Theaters selbst genäht, wie sie erzählte. „Das ist natürlich eine Herzensangelegenheit“, sagte sie. „Das Spielen und das Tanzen der historischen Tänze macht einfach viel Spaß.“ Desweiteren sei es faszinierend, in die historische Zeit abzutauchen und immer neue Facetten daran zu entdecken, wie ihr „Gemahl“ Friedrich Wilhelm III. alias Jörg Schulz ergänzte.
Neben dem Schauspiel präsentierten verschiedene Stände Handwerkskunst und kulinarische Köstlichkeiten, ein abwechslungsreiches Festprogramm sorgte für Unterhaltung. Den diesjährigen Auftakt bildete am vergangenen Freitag das Konzert von David Janni. Der Pianist ließ sich unter anderem von den Bildern der Potsdamer Fotografin Monica Schulz-Fieguth zum Heiligen See inspirieren, zu denen er Musik komponierte. Am Samstag gab es unter anderem orientalische Tänze und am Sonntag – neben dem Auftritt von Königin Luise – das Puppentheater „Ratzfatz“ mit Märchenaufführungen.
Neben allem Spaß dient das Fest auch einem wohltätigen Zweck, wie Schubert sagt. „Wir wollen damit auch auf die Arbeit der Telefonseelsorge in Potsdam aufmerksam machen. Das sind alles ehrenamtliche Mitarbeiter und deren Einsatz sollte auch gewürdigt werden.“ Außerdem sei auch Königin Luise eine sehr soziale und bürgernahe Frau gewesen, deren Geist somit weitergetragen würde. Die Erlöse aus den Konzerteinnahmen und dem Tortenverkauf gehen komplett an die Potsdamer Telefonseelsorge.
Langfristig möchte Barbara Schubert auch die sogenannten „Luisenbräute“ wiederbeleben, die nach dem Tod der Königin durch eine von ihrem Mann gegründete Stiftung finanziell unterstützt wurden. „Heute muss natürlich keine Aussteuer mehr bezahlt werden“, so Schubert. „Aber man kann zum Beispiel in der Bildung oder einfach beim täglichen Leben helfen.“ Es geht um die alljährlichen Hochzeiten der Potsdamer „Luisenbräute“ – unbescholtene, doch bitterarme Mädchen, denen eine kurz nach dem Tode Luises gegründete Stiftung noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die Aussteuer spendierte. Sarah Kugler
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