PRO & Contra: Können Schuluniformen Integration fördern?
Ist heute noch ein Orchester vorstellbar, bei dem die Musiker alle unterschiedlich gekleidet sind? Oder Manager ohne dunklen Anzug und Krawatte?
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Ist heute noch ein Orchester vorstellbar, bei dem die Musiker alle unterschiedlich gekleidet sind? Oder Manager ohne dunklen Anzug und Krawatte? Oder Stewardessen ohne die Kleidung der jeweiligen Airline? Es ist die tägliche Arbeitskleidung, die Etikette – kein Mensch käme auf die Idee, diese in Frage zu stellen oder gar als Uniform zu verteufeln, die die individuelle Entwicklung der jeweiligen Person störe. Auch für Schüler ist eine einheitliche Lernkleidung möglich, fernab des Markenwahns von Jeans und Sportkleidung. Alle haben gleiche Sachen an, vielleicht in unterschiedlichen Farben, aber dennoch erkennbar einheitlich. Kinder neigen dazu genau das zu wollen, was der andere auch hat. Daher wäre es wichtig, den erstmals vom obersten Kopf der Bundesjustizbehörde, dazu noch ein Sozialdemokratischer, nicht sofort zu verteufeln. Beginnend in den Grundschulen, in denen Kinder noch keine sichtbaren religiösen Symbole tragen müssen, könnte die einheitliche Kleidung in einigen Jahren in den weiterführenden Schulen eingeführt werden. Es könnte das Verständnis zwischen arm und reich sowie deutsch und nicht- deutsch fördern und ein neues Wir-Gefühl entstehen lassen. Es sollen aber bitte keine weißen Hemden mit blauen oder roten Halstüchern sein. Und mit Sicherheit auch keine braunen Uniformen, die sich Brigitte Zypries als Schulkleidung an deutschen Schulen vorstellen kann. jab
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries irrt, wenn sie meint, mit der flächendeckenden Einführung von Schuluniformen könne die Integration von Kindern und Jugendlichen mit einem Migrationshintergrund vorangetrieben werden. Allenfalls taugt diese Maßnahmen dazu, einen solchen Prozess punktuell zu befördern. Natürlich werden durch das Tragen einer Schuluniform rein äußerlich viele Unterschiede verwischt, nicht nur soziale. Migrantenkinder könnten auf diese Weise möglicherweise auch bestimmten Forderungen der Eltern nach der äußerlichen Darstellung ihrer religiösen Zugehörigkeit – etwa das Tragen von Kopftüchern – entgegen treten. Aber grundsätzlich würde es bei Äußerlichkeiten bleiben und die wirkliche Problematik nicht einmal ankratzen. Ja, es könnte sogar sein, dass Schuluniformen zum Alibi für eine gelungene Integration herhalten würden. Und genau das wäre der falsche Ansatz. Mal abgesehen davon, dass auch eine Schuluniform äußerliche Merkmale – wie etwa die Hautfarbe – nicht kaschieren und damit auch nicht vor Diskriminierung schützen kann: Entscheidend ist, was praktisch getan wird, um ausländische Kinder und Jugendliche zu integrieren. Lerninhalte, insbesondere die Förderung von Sprachkenntnissen, der Umgang der Schüler untereinander, das Einbeziehen der Eltern in schulische Angelegenheiten – das sind die wirklichen Schritte zur Integration an den Schulen. M. Erbach
M. Erbach
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