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Aus dem GERICHTSSAAL: Kontostand im Dauerminus

Autovermietung geprellt / Bewährungsstrafe

Stand:

Vor einem Jahr – so scheint es – hat Frank F.* (40) das große Los gezogen. Der arbeitslose Kaufmann für Software-Entwicklung lernte eine betuchte Berlinerin kennen. Seitdem bezahlt sie seine Wohnung in einer gefragten Gegend der Stadt, kommt auch für den Lebensunterhalt des alleinerziehenden Vaters einer Tochter auf. Für die Belange der Neunjährigen – Kleidung, Schulessen, Tanzunterricht und Kosten für das Fußballtraining – sorgen Oma und Opa. Im Jahr 2006 gab Frank F. die eidesstattliche Versicherung über seine Vermögenslosigkeit ab, musste das Prozedere 2008 wiederholen. Dennoch mietete er von Januar bis Mai einen VW Kombi für seine neu gegründete Ein- Mann-Catering-Firma. Die Autovermietung blieb allerdings auf den Gesamtkosten von 2137,72 Euro sitzen.

„Sie haben das Unternehmen über ihre Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit getäuscht. Das nennt man schlichtweg Betrug“, konstatierte der Staatsanwalt. Er beantragte, den bereits einschlägig Vorbestraften mit einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten auf Bewährung zu sanktionieren. Das Urteil von Amtsrichterin Kerstin Nitsche fiel mit sechs Monaten, ausgesetzt zu zweijähriger Bewährung, geringfügig milder aus.

„Ich habe damals das Catering für die Sat 1-Serie ’Anna und die Liebe’ übernommen. Das war ein Fulltime-Job. Morgens um sechs Uhr war Drehbeginn, um 21 Uhr Schluss“, erinnerte sich Frank F. Doch außer Ärger habe ihm die Tätigkeit nicht viel eingebracht. „Ich habe immer auf eine Anschluss-Beschäftigung gehofft. Aber da kam nichts.“ Überhaupt – so der Angeklagte – sei das eine furchtbare Zeit gewesen. Ich hatte überhaupt keinen Überblick mehr über meine Finanzen. Irgendwann habe ich den Kopf in den Sand gesteckt und auf keine Forderung mehr reagiert. Ich hatte aber nicht die Absicht, jemanden zu schädigen“, beteuerte der Potsdamer. „Hatten Sie die Cateringfirma ordentlich angemeldet?“, hakte die Vorsitzende nach. „Dazu sage ich nichts“, parierte Frank F. Inzwischen arbeitet er im Maklerunternehmen seiner Bekannten. Auch dort scheint ihm das Glück nicht hold. Ganze zwei Wohnungen habe er in diesem Jahr an den Mann gebracht, berichtete er zerknirscht.

„Sie hatten ein einziges Konto. Das befand sich zudem im Dauerminus. Somit war es überschaubar“, warf der Staatsanwalt ein. „Sie durften gar nicht am Geschäftsleben teilnehmen.“ „Sehr betroffen sind Sie von dem Geschehen offenbar nicht“, rügte Richterin Nitsche den Mann auf der Anklagebank. „Ich glaube, ich werde jetzt Privatinsolvenz anmelden“, entgegnete Frank F. „Das ist der einzige Weg, aus dem Dilemma rauszukommen.“ (*Name geändert.) Hoga

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