MEINE Woche: Konzentration
An der Bushaltestelle rumhängen, mutwillig Bepflanzung zerstören, Stunk machen, saufen – dieser ständig als Vorwurf genutzte „Lieblingstätigkeitenkatalog“ der „Dorfjugend“ pauschalisiert und nervt. Trifft aber leider häufig zu – zu häufig.
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An der Bushaltestelle rumhängen, mutwillig Bepflanzung zerstören, Stunk machen, saufen – dieser ständig als Vorwurf genutzte „Lieblingstätigkeitenkatalog“ der „Dorfjugend“ pauschalisiert und nervt. Trifft aber leider häufig zu – zu häufig. Es ist nicht so, dass man nichts mit seiner Zeit anzufangen wüsste – oft fehlt es an grundsätzlichen Dingen wie Räumlichkeiten oder Sportplätzen. Doch daran kann man etwas ändern. Aus diesem Grund und aus reiner Neugier auf das Projekt bin ich gemeinsam mit ein paar Freunden dem Beispiel Anderer gefolgt; wir haben ein Jugendparlament (JuPa) gegründet.
Nach wochenlanger Tüftelarbeit an der Satzung fand dann auch schon am vorletzten Samstag unsere offizielle Gründungsveranstaltung statt. Viele wichtige Leute kamen und versprachen viele wichtige Dinge. Gleich die erste Absprache, nämlich nach der Vorstellungsrunde eine Party mit Liveauftritt zweier Beelitzer Bands zu machen, um die Jugendlichen zwischen 13 und 27 Jahren anzusprechen, ging leider aufgrund einer Doppelbesetzung des Raumes in die Hose. Zu unserer Erleichterung konnten wir am darauffolgenden Samstag die Türen des Gemeindesaals für ein großartiges Konzert öffnen, auch wenn sich die Masse der 110 vornehmlich jungen Leute nach Abgang der Bands ebenfalls verabschiedete. Möglicherweise nicht zuletzt, weil Auflagen der Gemeinde uns den Ausschank alkoholischer Getränke untersagten. Zu späterer Stunde drohte dann noch eine unnötige Auseinandersetzung mit politisch fehlgeleiteten Jungs, die im Nachbarsaal feierten. Dank unserer tapferen Türsteher und den zwei furchtlosen Technikern aus’m Waschhaus – danke „Hasi“ und Olli – konnten sie aber schnell vom Rückzug überzeugt werden.
Ins Leben gerufen ist das JuPa nun. Unser Ziel ist es, auch Minderjährigen ein Mitspracherecht in der Gemeinde zu ermöglichen. Einziger Haken: auch ich gehöre zu den 60 Prozent der Mitglieder, die in 2,5 Wochen ihre Abiprüfungen schreiben. Das JuPa Michendorf sucht also dringend engagierte Mitglieder, die nicht in absehbarer Zeit vor lauter Lernstress alles um sich herum vergessen oder im Sommer das Bundesland verlassen. Und an alle 13er Brandenburgs: Getrocknete Aprikosen steigern das Konzentrationsvermögen.Anne Kulbatzki, 18 Jahre, Sprecherin des Jugendparlaments Michendorf.
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