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Kreative Unternehmer. Die jungen Potsdamer Till Troll, Fritz Krause und David Immel (v.l.n.r.) möchten ihre eigenen Ideen verwirklichen und sich nicht dem aktuellen Mode-Mainstream unterwerfen. Ihre Modelinie für Männer spiegelt Einflüsse aus Musik und Literatur wider und verspricht somit Individualität.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Kopiloten mit Nadel und Faden

Drei ehrgeizige junge Potsdamer gründeten vor einem knappen Jahr ein eigenes Modelabel. Nun verkaufen sie im Internet schon die ersten Teile aus ihrer Modelinie für Männer

Von Sarah Kugler

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Schlägt man gängige Versandhauskataloge auf oder schaut sich in den Onlineangeboten von Modehäusern um, wird eins schnell klar: Die Auswahl an – erschwinglicher – individueller Männermode ist eher dünn gesät. Das sahen auch drei junge Potsdamer so und gründeten deshalb kurzentschlossen das Modelabel Kopilot Clothing. „Wenn es das, was du willst, nicht gibt, dann hast du zwei Möglichkeiten: meckern oder selber machen“, so David Immel, Initiator und Inhaber des Labels. „Wir haben uns für Letzteres entschieden.“

Der 25-jährige Potsdamer ist bereits seit sieben Jahren selbstständig und hat dabei unter anderem Erfahrungen im Möbel- und Textilhandel sowie im Online-Marketing gesammelt. Um auch die Theorie über Buchführung und Co. zu lernen, hat er außerdem ein BWL-Studium an der Universität Potsdam begonnen. Seine kreative Freiheit ist ihm dabei nach wie vor wichtig. „Ich wollte immer lieber eine eigene Idee verwirklichen, als für andere zu arbeiten“, sagt er. Durch einen gemeinsamen Freundeskreis lernte er seine beiden Kollegen Fritz Krause und Till Troll kennen.

Die drei waren sich relativ schnell einig, dass sie aktiv etwas zur Jugendkultur in Potsdam beitragen wollen und gründeten eine Bürogemeinschaft. Mode stand dabei am Anfang gar nicht im Vordergrund, allerdings stellte sich bald heraus, dass sie ein gemeinsamer Schnittpunkt ist. „Seltsamerweise haben wir alle drei eine gewisse Affinität zu Mode“, sagt Troll, der vor allem für den künstlerischen Einfluss im Label sorgt.

Der 23-Jährige ist ausgebildeter Mediendesigner und hauptverantwortlich für die Motive auf der Kleidung sowie das Label-Logo. „Ich bin eher so der chaotische Typ“, sagt Troll lachend. „Es dauert immer etwas, bis ich mich strukturiert habe, aber wenn ich eigene Ideen verwirklichen kann, laufe ich auf Hochtouren.“ Inzwischen hat er auch sein Abitur nachgeholt und überlegt, noch ein weiterführendes Studium zu beginnen.

Fritz Krause ist unter anderem für die Finanzen des Labels zuständig. Der 19-Jährige hatte schon immer eine Vorliebe für Zahlen und liest seit seinem zehnten Lebensjahr am liebsten den Wirtschaftsteil der Zeitung. Inzwischen studiert er Wirtschaftsmathematik an der Technischen Universität Berlin, um die Buchführung in Zukunft auch professionell übernehmen zu können.

Zusammen haben die drei eine Männermodelinie kreiert, die vorerst nur aus Oberteilen besteht. Der Name „Kopilot“ spiegelt vor allem ihren starken Gemeinschaftssinn wider. „Wir möchten alle Begleiter sein und gleichzeitig begleitet werden“, erklärt Troll. „Deshalb Kopilot.“ Stilistisch reicht die Linie von sportlich orientierten T-Shirts und Hoodies über das klassische Poloshirt bis hin zu einem schicken Hemd mit bedruckter Knopfleiste. Insgesamt acht Modelle bietet die Kollektion, die seit Ende September online bestellbar ist. Das Besondere dabei sind die individuellen Motive, welche unterschiedliche Medieneinflüsse widerspiegeln. Aufdrucke wie Johnny Cashs Liedzeile „I walk the line“ oder ein Bezug zu dem Schriftsteller George Orwell mit dem Schriftzug „Happy New Year 1984“ geben den Kunden die Möglichkeit Statements mit kulturellem Hintergrund zu tragen. „Wir wollen nicht den aussagelosen Trends mit Hündchen und Kätzchen folgen“, so Immel. „Wir haben einen ironischen Unterton, der Charme hat.“ In mühevoller Kleinarbeit wurden die einzelnen Stücke veredelt. Dabei legten auch die jungen Unternehmer selbst Hand an und lernten mithilfe einer professionellen Schneiderin aus dem Bekanntenkreis, wie man mit Nadel und Faden umgeht. Das war war vor allem für den schwarzen Hoodie mit dem aufgedruckten Labellogo nötig. Hier musste bei jeder Ausfertigung das selbstentworfene Innenfutter der Kapuze mit der Nähmaschine eingearbeitet werden. Darüber hinaus eigneten sie sich Kenntnisse zum Sieb- , Flex- sowie Digitaldruck an und informierten sich über Sticktechniken. „Vor einem Jahr hatten wir noch keine Ahnung von solchen Sachen“, erzählt Krause lachend. „Wir lernen ständig etwas dazu.“

Die Finanzierung der Firma haben die jungen Unternehmer durch Ersparnisse und mithilfe von Freunden realisiert. Auch Models und Fotografen für die Modelinie stammen aus dem direkten Umfeld. „Man muss ganz klar sagen, dass wir nur durch die Unterstützung unserer Freunde und Familien so weit gekommen sind“, betont Immel. „Ohne sie hätten wir es nie geschafft.“

Nur ein Dreivierteljahr ist zwischen der Idee und dem fertigen Produkt vergangen. Den jungen Unternehmern kommt es aber deutlich länger vor. „Es ist so viel passiert in der Zeit, es kommt einem vor, als ob Jahre vergangen wären“, sagt Troll. Und Immel ergänzt: „Man musste ständig wach sein und braucht viel Durchhaltevermögen. Da zeigt sich dann auch, ob man das richtige Team gewählt hat.“ Der Erfolg spricht auf jeden Fall dafür. Es sind bereits Bestellungen aus ganz Deutschland eingegangen. „Das Schönste ist jetzt das positive Feedback“, so Immel. „Es zeigt, dass unsere Entscheidung richtig und gut war.“

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