zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Kosmetik am Lok-Zirkus

Gerüchte über Abriss dementiert / Notdürftige Fassadensanierung bis Herbst

Stand:

Babelsberg – Der neue Geschäftsführer der Düsseldorfer Gewerbe im Park GmbH (GiP), Josef Vermeegen, ist entsetzt, als er von Abrissgerüchten für den Lok-Zirkus in Babelsberg hört. „Wir denken gar nicht daran“, sagt er, schließlich stehe die Halle der ehemaligen Maschinenbaufabrik unter Denkmalschutz. Auch beim Gespräch seines Vorgängers Horst Heiden mit dem Potsdamer Oberbürgermeister vor drei Wochen sei in keiner Weise eine Abrissabsicht zur Sprache gebracht worden.

„Im Gegenteil“, sagt Vermeegen, „wir wollen in absehbarer Zeit eine Nutzung finden.“ Zunächst werde bis zur Eröffnung der benachbarten Katjes-Bonbonfabrik im Herbst ein Teil der Zirkus-Fassade saniert, teilt er mit. Hierfür hätten bereits Test-Arbeiten stattgefunden. Jetzt sei GiP dabei, die Auftragsvergabe für eine Spezialfirma vorzubereiten. Die Auftragsvergabe werde mit der Unteren Denkmalbehörde abgestimmt. Es gehe darum, das Mauerwerk von den alten Farben zu befreien und die Klinkersteine wieder sichtbar zu machen.

Bei den bevor stehenden Arbeiten handelt es sich um eine Teil-Kosmetik auf der Schauseite der im Bau befindlichen Katjes-Fabrik. Nach der Möglichkeit für eine Rundumsanierung gefragt sagt Vermeegen: „Das können wir nicht bezahlen“. Das Denkmal sei gegenwärtig äußerst äußerst gefährdet. Wenn von oben Feuchtigkeit eindringe, könne selbst das stabile Klinker-Mauerwerk im Winter „weggesprengt“ werden. Und wenn in zehn Jahren immer noch keine Nutzung gefunden sei, habe der Zahn der Zeit vermutlich so sehr an der Lok-Halle genagt, dass sie kaum noch zu retten wäre. „Wir sind nicht in der Lage, eine große Summe in die Hand zu nehmen um die Halle im Vorgriff auf eine mögliche Nutzung zu sanieren“, bekennt Vermeegen. Gegenwärtig darf das Innere des Kuppelbaus aus Sicherheitsgründen nicht einmal betreten werden. Bereits vor zwei Jahren hatte GiP versucht, eine so genannte Loft-Lösung beim Umbau des Zirkus zu finden. „Das ließ sich wirtschaftlich nicht darstellen“, hieß es damals. Laut früheren Angaben von Horst Heiden liegen die Sanierungskosten bei 3,5 Millionen Euro. Eine notdürftige Dachreparatur koste bereits 300 000 bis 400 000 Euro. Auf Vorrat zu bauen lohne sich nur, wenn anschließend die Vermietung sicher sei.

Vorhaben zur Schaffung einer „Kulturarena“ für 3500 Besucher oder eines „Jugend-Varietés“ im vergangenen Jahr sind nach dem Scheitern der Kulturhauptstadt-Bewerbung nicht weiter verfolgt worden. Nach GiP-Angaben seien im vergangenen Jahrzehnt 30 bis 40 Interessenten „gekommen und wieder gegangen.“ Jetzt hofft Vermeegen auf einen Synergieeffekt der Katjes-Fabrik, die öffentlich besichtigt werden könne und die einen Industrieverkauf habe. Denkbar wäre eine Nutzung als Veranstaltungs-, Markt- oder Messehalle. Interessenten gebe es wieder. Der Geschäftsführer wolle sich aber nicht im Detail äußern, ehe eine neue Lösung nicht in „trockenen Tüchern“ sei. „Der Abrissantrag wäre die allerletzte Variante“, versichert er.

Günter Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })