Landeshauptstadt: Kostspielige Interimslösung für Jugendamt Stadt mietet Büroflächen für sechs Millionen Euro
Bei nur wenigen Gegenstimmen haben die Potsdamer Stadtverordneten eine kostspielige Zwischenlösung für das Jugendamt beschlossen. Für mehr als sechs Millionen Euro – verteilt über fünf Jahre – wird ein Bürohaus in der Behlertstraße angemietet.
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Bei nur wenigen Gegenstimmen haben die Potsdamer Stadtverordneten eine kostspielige Zwischenlösung für das Jugendamt beschlossen. Für mehr als sechs Millionen Euro – verteilt über fünf Jahre – wird ein Bürohaus in der Behlertstraße angemietet. Die Entscheidung fiel im nichtöffentlichen Teil der Stadtverordnetenversammlung, wie ein Stadtsprecher auf PNN-Anfrage bestätigte. 140 Mitarbeiter des Jugendamtes sollen zum 1. Juni in den ersten Stock des Hauptgebäudes der Comcity in der Behlertstraße 3a ziehen. Das 1993 errichtete Haus beherbergt heute unter anderem das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, auch der Softwarehersteller Oracle hat dort Räume angemietet. Der Umzug ist nötig, weil das alte Domizil im sogenannten Bürocontainer 1 auf dem Gelände der Stadtverwaltung mit krebserregendem Formaldehyd belastet ist (PNN berichteten).
In der Comcity bietet die Strabag Property and Facility Services GmbH ein mehr als 5000 Quadratmeter großes Großraumbüro an. Im Internet wird es für 12,55 pro Quadratmeter inklusive Nebenkosten angeboten. Ein stolzer Preis, doch die Verwaltung wird nun noch einen ordentlichen Betrag draufschlagen: Rechnet man die sechs Millionen auf fünf Jahre herunter, kommt man auf einen Preis von rund 20 Euro pro Quadratmeter – auch für Potsdamer Innenstadtlagen ein ungewöhnlich hoher Preis. Die Stadtverwaltung begründete die hohe Miete mit Kosten für den Umbau des Großraumbüros zu Einzelbüros – schließlich gebe es im Jugendamt Beratungen zu sensiblen Themen. Der Vermieter übernehme diesen Umbau, schlage ihn aber auf die Miete auf. Außerdem seien die im Internet gemachten Angebote Nettopreise.
Die Pläne waren den Stadtverordneten erstmals vor einem Monat vorgelegt und in den Finanzausschuss verwiesen worden. Nun kam die Vorlage zurück und wurde unter anderem mit den Stimmen von SPD und Linken durchgewinkt. Kritik gibt es von der Fraktion Die Andere, die mangelnde Transparenz beklagt. „Warum wird der Vorgang im nichtöffentlichen Teil besprochen?“, so der Stadtverordnete Sandro Szilleweit. Er könne sich nicht vorstellen, dass es in Potsdam keine andere Immobilie gebe. „In der alten Volkshochschule stehen 4000 Quadratmeter leer“, so Szilleweit. Außerdem habe der der zuständige Kommunale Immobilien Service (KIS) die Anmietung nicht ausgeschrieben. Wie aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine kleine Anfrage der Fraktion hervorgeht, ist für die Miete von Büroflächen keine Ausschreibung nötig. In der Antwort sind auch die Räume aufgelistet, die die Stadt in den letzten Jahren angemietet hat – zu Preisen zwischen 4,84 Euro und 13,09 Euro. Marco Zschieck (mit wik)
Marco Zschieck (mit wik)
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