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Landeshauptstadt: „Kraft und Hoffnung“

Potsdamer für lebenslanges politisches Engagement geehrt

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Innenstadt - Mit der Ehrung des Lebenswerks zweier ehemaliger KZ-Häftlinge hat die Stadtverwaltung gestern der so genannten Reichskristallnacht vom 9. November 1938 gedacht. Neben Otto Wiesner, dem ehemaligen Leiter der Gedenkstätte im Schloss Cecilienhof, trug sich Willi Frohwein, langjähriger Vorsitzender der Volkssolidarität Potsdam, ins Goldene Buch der Stadt ein. Frohwein leistete seine Unterschrift im Stadthaus in Anwesenheit von Angehörigen und Oberbürgermeister Jann Jakobs. Wiesner hatte sich bereits am Vormittag zu Hause in das Buch eingeschrieben. Jakobs sagte, beide Männer hätten nicht nur aktiv das NS-Regime bekämpft, sondern auch später als Zeitzeugen immer den Dialog mit Nachgeborenen gesucht. „Beide Lebensläufe stehen für erlittenes Unrecht, aber auch für Kraft und Hoffnung. Dafür gebührt ihnen unser Dank“, so Jakobs.

Beide Männer waren von den Nationalsozialisten zunächst verhaftet und später in Konzentrationslager deportiert worden. Der 1910 in Hamborn geborene Wiesner war bereits mit 16 Jahren in die Gewerkschaftsjugend eingetreten, später wurde er Mitglied der KPD. Kurz nach der Machtübernahme der NSDAP floh Wiesner nach Tschechien, wurde aber ein Jahr später an Deutschland ausgeliefert. Erst mit dem Kriegsende 1945 gelangte er wieder in Freiheit. Unter anderem war Wiesner im KZ Sachsenhausen untergebracht. Nach der Gründung der DDR wurde er unter anderem Vorsitzender der FDJ in Brandenburg. Wiesner hat inzwischen seine Erlebnisse auch in Buchform herausgebracht.

Willi Frohwein stammte ursprünglich aus Spandau, wo er im November 1938 auch den Brand der dortigen Synagoge erlebte. Der als so genannter Halbjude eingestufte jungeMann versuchte daraufhin in die Schweiz zu fliehen, was allerdings missglückte. Man verurteilte ihn zur Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb. Wegen Sabotage wurde Frohwein dann 1943 ins KZ Auschwitz deportiert. Später leistete er Zwangsarbeit im Bunkerprojekt Dora-Mittelbau.

1947 ließ er sich schließlich in Potsdam nieder. In der Geschwister-Scholl-Straße bemühte er sich um den Betrieb des Kindergartens. Später sorgte er für organisierte Ausflüge ins Grüne speziell für ältere Bewohner der Neubaugebiete.

Nach einem Gespräch mit Schülern des Humboldt-Gymnasiums über seinen Lebensweg habe er jüngst rund 150 Briefe bekommen. „Mein Leben hat einen Sinn, wenn ich der Jugend vermitteln kann, dass man sich selbst einbringen muss“, sagte der 82-Jährige. Holger Dirks

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