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Landeshauptstadt: Kraftwerk soll Wohnbauten weichen

Investor Condor Wessels plant 135 Mietwohnungen zwischen Zeppelinstraße und Havel

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Potsdam-West - Die Baufirma Condor Wessels will das 1903 errichtete Heizkraftwerk zwischen Zeppelinstraße und der Havel abreißen und dort eine viergeschossiges Wohnbauensemble mit 135 Mietwohnungen errichten. Projekt-Architekt André Sarbinowski vom beauftragten Architekturbüro Contura (Berlin) stellte die Pläne dem Bauausschuss am Dienstagabend vor. Vertreter der größten Stadtfraktionen Die Linke, SPD und CDU sprachen sich in diesem für Baufragen maßgeblichen Stadtverordnetengremium für eine Realisierung des Condor Wessels-Vorhabens aus.

Das ehemalige Areal des Heizkraftwerkes harre seit 1990 seiner Entwicklung, warb Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz (SPD) für das Projekt. Es könne umgehend realisiert werden und hätte „gute Chancen nach Paragraf 34 Baugesetzbuch genehmigt zu werden“, so die Beigeordnete. Den Weg über einen Bebauungsplan zu gehen würde dagegen zwei Jahre in Anspruch nehmen.

Auf dem insgesamt 14 900 Quadratmeter großen Grundstück will Condor Wessels einen 50 Meter langen Streifen unbebaut lassen und begrünen. Der Uferweg bleibe erhalten. Zum Lärm der Zeppelinstraße soll das Areal durch einen viergeschossigen Wohnriegel plus Dach abgeschottet werden. In diesen Bau werden fünf Turmgebäude integriert. Hinzukommen zwei dreigeschossige Gebäude. Die Größe des Bauvorhabens rechtfertigt Architekt Sarbinowski mit der Größe der Umgebungsbauten, etwa dem ArtSpeicher.

Einen Umbau des Heizwerks-Architektur sei geprüft aber verworfen worden, erklärte Sarbinowski weiter: „Es gibt schöne Industriegebäude und es gibt hässliche. Dieses ist hässlich.“ Sarbinowski verwies auf die Erfahrungen von Condor Wessels beim Wohnausbau der Ruinenberg-Kaserne. Dort werde das Angebot gut angenommen, doch „hier ist wohnen nicht zu machen“. Stadtplaner Andreas Goetzmann erklärte, die Industrie-Substanz stehe nicht unter Denkmalschutz. Lediglich die historische Leitwarte im Kraftwerksbereich wäre erhaltenswert – wenn sie nicht durch Vandalismus-Schäden schon stark in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. Vom Wasser her herrscht „ein reger Schrottverkehr“, ergänzte Peter Lehmann (CDU): Das Kupfer in den Kabeln sei weg. Die Stadtwerke müssten jedes Jahr einen sechsstelligen Betrag zur Sicherung des Objektes ausgeben.

Ihr Bedauern ob der Aufgabe des alten Ruinenbaus drückte Saskia Hüneke aus: Die 20 Meter hohe Maschinenhalle hätte in unbeschädigten Zustand auch eine gute Kunsthalle abgegeben – wenn vor 15 Jahren schon über eine Kunsthalle geredet worden wäre. Sun Jensch (CDU) sagte, sie würde es begrüßen, „wenn mehr von der alten Architektur integriert werde“. Die gezeigte Wohnarchitektur erinnere sie „an 80er, 90er Jahre-Architektur“. Der Ausschussvorsitzende Christian Seidel (SPD) verteidigte dagegen das Vorhaben: „Es tut dem Viertel gut.“ Er lobte den Mut der Investoren. Auch Ralf Jäkel (Die Linke) sprach sich dafür aus, würde aber in der Umsetzung „ein Zitat der Technikgeschichte“ begrüßen.

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