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Landeshauptstadt: Krampnitz wird Neu Potsdam

Die Stadtverordneten stimmten für Ausweisung der ehemaligen Heeresreitschule als Entwicklungsgebiet

Von Katharina Wiechers

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Krampnitz - Dem neuen Potsdamer Stadtteil in Krampnitz steht aus Potsdamer Sicht nichts mehr im Wege. Mit großer Mehrheit stimmten die Potsdamer Stadtverordneten am Mittwoch der Ausweisung des ehemaligen Kasernen-Geländes als Entwicklungsgebiet zu. Damit steht der Stadt nun eines der schärfsten Instrumente des Städtebaurechts zur Verfügung: Sie kann die Grundstückspreise auf dem 120 Hektar großen Gelände einfrieren, die Flächen selbst kaufen und sie nach ihren Vorstellungen von privaten Investoren bebauen lassen. Bis zum Jahr 2023 soll so ein neues Viertel mit 1600 Wohnungen entstehen. Rund 3800 Menschen könnten in dem neuen Viertel nach Projektabschluss leben. 2020 wird Potsdam nach Schätzungen von Experten etwa 182 000 Einwohner haben.

Das Projekt traf fraktionsübergreifend auf Zustimmung. Angesichts der wachsenden Bevölkerung Potsdams seien zusätzliche Wohnungen unbedingt nötig, waren sich alle einig. Auch dass die Entwicklung nun von der Stadt und nicht einem privaten Investor übernommen wird, wurde positiv bewertet. Dies bewog sogar die alternative Fraktion Die Andere zur Zustimmung. Auch der Fraktionschef der Linken, Hans-Jürgen Scharfenberg, sagte, dass Gelände eigne sich hervorragend für neue Wohnungen.

Einer der wenigen, der sich erneut gegen die Pläne der Stadt aussprach, war der Stadtverordnete Andreas Menzel (Bündnisgrüne). Er habe nichts gegen eine Sanierung und Nutzung der denkmalgeschützten Kasernengebäude, sagte er. Eine Bebauung des südlichen Aasbergs, der außerhalb des ursprünglichen Kasernengeländes und im Landschaftsschutzgebiet Königswald liegt, lehne er aber ab. Auch Claus Wartenberg, SPD-Stadtverordneter und Ortsvorsteher von Fahrland, verwehrte seine Zustimmung. Er sprach sich für eine Vertagung der Entscheidung aus. Ähnlich äußerte sich Wolfgang Cornelius von den Potsdamer Demokraten. Die Anrainer bräuchten die Gewissheit, dass ihre Existenzen gesichert seien. Es sei zu viel verlangt, das diese sich auf das Prinzip Hoffnung verlassen müssten.

Damit stellten sie sich hinter die Landwirte, denen Teile der Flächen am südlichen Aasberg gehören. Sie wollen nicht, dass ihre Grundstücke Teil des Entwicklungsgebiets werden und fürchten daher Enteignungen. Wie schon zur Sitzung des Umweltausschusses am Dienstagabend waren drei der betroffenen Bauern mit ihren Familien gekommen und hatten die Stadtverordneten mit Plakaten empfangen. Ernst Ruden, dem ein fünfminütiges Rederecht vor den Stadtverordneten eingeräumt wurde, sprach von einer Beschneidung seiner Existenz. „Wir brauchen den Aasberg, wir haben dort Ställe und Gewächshäuser“, sagte er.

Tatsächlich sind durch die Ausweisung als Entwicklungsgebiet als letzte Konsequenz auch Enteignungen möglich. Dies hatte Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) in der Vergangenheit immer wieder betont. Für Kritik bei den Betroffen hatte er auch mit der Aussage gesorgt, dass sich Landwirte normalerweise eine Kiste Sekt kauften, wenn sie ein Teil eines Entwicklungsgebietes werden.

Offenbar um die Wogen zu glätten, wurde kurz vor der Sitzung am Mittwoch noch ein zusätzlicher Passus in die Entwicklungssatzung aufgenommen. Darin wird zugesichert, dass vor einer Enteignung „alle Möglichkeiten einer einvernehmlichen Lösung“ genutzt werden. Außerdem müsse „der Sicherung der landwirtschaftlichen Flächen Rechnung getragen werden“. Den Landwirten war dies offenbar nicht genug. Zumindest weigerte sich Bauer Ernst Ruden nach der Abstimmung, Klipp die Hand zu reichen.

Koordinieren soll die Entwicklungsmaßnahme eine neue Tochtergesellschaft der Pro Potsdam. Deren Gründung wurde am Mittwoch ebenfalls beschlossen. Bündnisgrüne und Linke setzten sich mit der Forderung durch, die Leitung des Unternehmens auszuschreiben. Ein Antrag der Grünen, wonach die Gesellschaft nicht von jemandem geführt werden soll, der Insiderkenntnisse hat, zog die Vorsitzende Saskia Hüneke indes zurück.

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