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Landeshauptstadt: Krankenhaus sucht Patienten

Oberlinklinik-Chef Hücker: Trotz 90-prozentiger Auslastung ist sein Haus zu unbekannt

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Babelsberg - Das Hüftgelenk ist Patienteneigentum. Es gehört Patient Nummer 10. So steht es auf der Plastik-Tüte, aus der Chefarzt Dr. Axel Reinhardt es gerade herausgeholt hat. Er hält es in den Händen und erklärt es den anwesenden Journalisten im Seminarraum der Oberlinklinik: der Schaft oder auch Stiel aus Stahl, der darauf sitzende Kunstkopf aus Keramik und die künstliche Gelenkpfanne. An ihr hängen noch die Knochenreste von Patient 10. Er ist einer von 700 Menschen, denen die Ärzte der Oberlinklinik an der Hüfte operieren. 650 von ihnen erhalten neue, künstliche Gelenke.

Warum Patient Nummer 10 die Hüftprothese wieder herausoperiert werden musste, wisse er nicht, sagt Reinhardt. Möglicherweise habe sich das Kunstgelenk gelockert oder die Hüfte entzündet. Wie jede Operation berge auch das Einsetzen künstlicher Hüften die Gefahr der Komplikationen. Häufig sei das aber nicht, laut Studien seien etwa 95 Prozent der Patienten zufrieden mit ihrer neuen Hüfte – meistens sogar zwischen 15 und 25 Jahre lang. So lang halten die Kunstknochen, die die meist durch Arthrose verschlissenen menschlichen Gelenke ersetzen. Oberlin-Patienten scheinen damit besonders zufrieden, sagt Klinik-Geschäftsführer Michael Hücker. In den Reha-Kliniken hieße es, bei Oberlinpatienten träten Komplikationen besonders selten auf, erklärt Hücker. Kürzlich hat der Oberlinverein in Belzig eine eigene Reha-Klinik erworben.

Trotzdem habe die Klinik ein Problem. Sie sei nicht bekannt genug, sagt Geschäftsführer Hücker. Dabei kann die orthopädische Fachklinik als erste in Brandenburg dem Patienten alles aus einer Hand bieten, von der ersten Untersuchung über die OP bis zur Nachsorge in der Reha-Klinik. Sie ist mit 150 Betten und 38 Ärzten das größte Orthopädie-Krankenhaus des Landes. Reinhardt selbst hat das Wirbelsäulenzentrum aufgebaut. „Vor acht Jahren haben wir bei Null begonnen, jetzt haben wir zwischen 900 bis 1000 Wirbelsäulen-Operationen jährlich. In Sachen Hüftgelenks-OPs spiele die Klinik medizinisch ganz vorn mit. Die meisten Eingriffe seien minimalinvasiv, erklärt Reinhardt. Das bedeutet, der Schnitt sei nur sechs bis zehn Zentimeter groß, und die Ärzte schneiden um die Muskeln herum, sie werden nicht verletzt. Die Wunde heilt schneller, der Patient ist schneller schmerzfrei und einsatzfähig.

Unter Medizinern habe die Klinik einen guten Ruf, auch unter den alt eingesessenen Potsdamern. Die benachbarten Westberliner kämen aber immer noch zu selten. Die Ost-Lage sei schuld daran. Selbst die zugezogenen Potsdamer gingen lieber nach Berlin als nach Babelsberg ins Krankenhaus, sagt Hücker. „Selbst nach 20 Jahren haben sie noch eine Mauer im Kopf.“ Als Reinhardt, der mittlerweile zum Ärztlichen Direktor aufgestiegen ist, 2001 im Klinikum anfing, habe er noch vergebens versucht, in Berlin-Wannsee Patienten zu gewinnen. Dabei gäbe es in der Bundeshauptstadt nur wenig Anlaufstellen für Hüft- und Wirbelsäulen-Kranke.

Die Auslastung des Potsdamer Krankenhauses läge derzeit bei 90 Prozent. Das sei gut. Aber nicht gut genug. Zwar habe sich der Anteil der Berliner Patienten erhöht – von einem auf elf Prozent. Das Oberlinhaus will künftig aber noch mehr um Patienten werben. Etwa mit einem Tag der offenen Tür am 19 September. Die beste Werbung seien aber immer noch zufriedene Patienten, sagt Reinhardt. just

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