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Landeshauptstadt: Kreuzigungsbild bleibt verschollen

Kirchengemeinde und Restauratoren bitten Golmer Einwohner bei der Suche um Mithilfe

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Golm - Das seit der Wendezeit 1989/90 verschollene Altarbild des Barockaltars in der alten Golmer Dorfkirche konnte trotz intensiver Bemühungen bisher nicht wieder aufgefunden werden. Darüber informierte Grit Jehmlich, die mit ihrem Partner Oliver Wenske den fast 300 Jahre alten Altar restauriert. Wie der von Barbara Buller geleitete Gemeindekirchenrat geht sie davon aus, dass sich das Gemälde, das keinen hohen finanziellen Wert besitzt, in einem Privathaus in Golm oder seiner Umgebung befindet. Für die Rückgabe wird Diskretion zugesichert.

Gleichzeitig bittet die Kirchengemeinde um Fotos des Altarbildes, wie sie bei Trauungen und anderen gottesdienstlichen Handlungen in der alten Dorfkirche aufgenommen wurden. Bisher konnte im Archiv der Stadtdenkmalpflege nur eine kleine Abbildung aufgefunden werden. Sie zeigt Christus am Kreuz mit nach oben gereckten Armen, eine eher ungewöhnliche Darstellung Für eine Erneuerung des Bildes reicht die Schwarz-Weiß-Vorlage aber nicht aus.

Das Abhandenkommen des Altargemäldes hatte der Kunstmaler Hans Schneider kurz nach der Wende entdeckt. Da der Verbleib des 1,00 mal 0,80 Meter großen Bildes nicht geklärt werden konnte, malte Schneider als Ersatz nach einem Original des niederländischen Renaissancemalers Hans Memling (1440 - 1494) die „Beweinung Christi“ nach der Abnahme vom Kreuz. Mit der Restaurierung soll aber auch das Altarbild wieder die ursprüngliche Darstellung zeigen.

Den barocken Altar für die alte Dorfkirche in Golm hatte 1718 König Friedrich Wilhelm I. gestiftet. Dies verrät eine Inschrift. Stadtkonservator Andreas Kalesse nennt das Kunstwerk ein wichtiges Zeugnis der Volksfrömmigkeit, des örtlichen Handwerks und der Zuwendung des Landesherren, das unbedingt erhalten bleiben sollte. Deshalb wird der hölzerne Altaraufsatz nun durch die Kirchengemeinde mit Unterstützung der Stadtdenkmalpflege restauriert. Grit Jehmlich und Oliver Wenske haben alle Teile des mit geschnitzter Bekrönung, Seitenwangen und Säulen geschmückten Aufsatzes zunächst in einer Gesamtkonservierung vor weiterem Verfall geschützt. Inzwischen sind weitere Untersuchungen zum Zustand des Holzes, zum Charakter der Farben, deren Schichtenaufbau und zu späteren Übermalungen im Gange.

Die alte Golmer Kirche wird bereits im 13. Jahrhundert erwähnt. Ganz so alt ist das erhalten gebliebene Gemäuer nicht, doch das Mauerwerk zweier Nischen hinter dem Altar wird als spätgotisch eingeschätzt, das wäre dann 15. Jahrhundert. Der Fachwerkturm wurde in den 1730er Jahren hinzugefügt. Die Kirchengemeinde und ihr Bauverein haben sich die Erhaltung des Baudenkmals, des ältesten Gebäudes in Potsdam, zum Ziel gesetzt. Mit ersten Sanierungsmaßnahmen wurde im Jahr 2006 begonnen. Für gottesdienstliche Handlungen wird das alte Kirchlein nicht mehr genutzt. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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