
© Manfred Thomas
Sport: „Kriminalität gibt es überall“
Babelsbergs Mannschaftskapitän Marian Unger zum Thema Wettskandal und zum Heimspiel gegen Goslar
Stand:
Herr Unger, sind Sie schon einmal zur Manipulation eines Spiels aufgefordert worden?
Nein, noch nie.
Goslars Torwart Möhlenbrock, der mit seiner Mannschaft am Samstag beim SV Babelsberg 03 antreten wird, hat das laut eigener Aussage in der vergangenen Woche erlebt. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie davon erfuhren? Schließlich sind Sie selbst Torwart.
Man ist gar nicht so schockiert, wenn man so etwas erfährt.
Warum nicht?
Kriminalität gibt es überall – auf der Straße, in der Wirtschaft und auch im Fußball.
War beziehungsweise ist das Thema Wettskandal auch Gesprächsstoff in Ihrer Mannschaft?
Natürlich unterhält man sich auch darüber, aber ein großes Thema ist es in der Mannschaft nicht. Ich selbst bin allerdings mehrfach auf den VfL Osnabrück angesprochen worden, weil ich ab 2006 ein Jahr dort spielte und weil der Verein jetzt in die Schlagzeilen geriet. Mit Thomas Reichenberger, der sich Anschuldigungen ausgesetzt sah, bin ich sehr eng befreundet.
Sie halten Osnabrücks Mannschaftskapitän für unschuldig?
Wer den Jungen kennt weiß, dass das niemals sein kann und dass solche Vorwürfe schnell ausgeräumt sind.
Nach bisherigen Ermittlungen sollen auch 18 Regionalliga-Spiele manipuliert worden sein. Befürchtet man da, dass auch Spiele der eigenen Mannschaft in den Fokus geraten könnten?
Nein, für uns Babelsberger kann ich mir das nicht vorstellen. Zumal an mir keiner vorbeigekommen wäre.
Dürfen Babelsbergs Spieler eigentlich Fußball-Wetten abschließen?
Nur, so lange es nicht uns betrifft. Das ist vertraglich so vereinbart. Außerdem mussten wir und auch die Trainer in dieser Woche eine Erklärung unterschreiben, dass wir nie Kontakt zur Wettmafia hatten.
Worauf führen Sie als Mannschaftskapitän Babelsbergs imposante Serie von zehn Siegen in Folge nach zunächst holprigem Saisonbeginn vor allem zurück?
Eine Rolle spielt gerade dieser holprige Start nach einer sehr guten Saisonvorbereitung mit tollen Ergebnissen bis hin zum DFB-Pokalspiel gegen Leverkusen. Als es dann nicht mehr richtig laufen wollte, haben wir als Mannschaft uns nämlich zusammengesetzt und alles an- und ausgesprochen. Von da an lief es super.
Zumal Sie im bisherigen Saisonverlauf erst zehn Gegentore kassierten.
Damit können wir zufrieden sein. Wir haben die Stabilität in unserem Defensivverhalten erreicht, die wir schon in der vergangenen Saison gezeigt haben.
Am Samstag erwartet nun jeder im Heimspiel des Spitzenreiters Babelsberg gegen Schlusslicht Goslar den elften Sieg in Serie.
An diese Serie denken wir selbst gar nicht so, wir gucken mehr von Spiel zu Spiel. Die besondere Brisanz der Partie am Samstag besteht ja in der Konstellation Erster gegen Letzter, bei der der Erste am meisten zu verlieren hat. Jeder weiß doch noch, wie gelacht wurde, als in der 1. Bundesliga Cottbus die Bayern geschlagen hat. So etwas müssen und wollen wir natürlich verhindern.
Ihr Cheftrainer Dietmar Demuth hofft, dass der durch den 1:0-Sieg zuletzt in Halle auf sechs Punkte vergrößerte Vorsprung nicht durch mangelnde Einstellung gegenüber dem Spiel gegen Goslar fahrlässig dezimiert wird, wie er sagt. Teilen Sie seine Sorge?
Solche Sorgen hat ein Trainer immer, ob vor einem Spitzenspiel oder einer Partie gegen den Letzten. Wir sind als Mannschaft aber gefestigt genug zu wissen, worum es am Samstag geht: Wir wollen unseren in Halle erkämpften Vorsprung nicht durch mangelnde Konzentration gegen Goslar wieder hergeben.
Welche Rolle können dabei Sie als Mannschaftskapitän spielen?
Beim Training unter der Woche wie allgemein auch ist es meine Aufgabe, mit darauf zu achten, dass alles homogen verläuft und die Weichen auf Erfolg gestellt werden. Aber unsere Mannschaft ist gereift genug, um mit hundert Prozent Einsatz in jedes Spiel zu gehen.
Kommen wir nochmal zum eingangs besprochenen Thema zurück: Wetten, dass niemand auf eine Babelsberger Niederlage am Samstag gegen Goslar setzen wird?
Darauf braucht man auch nicht zu wetten, denn das würde keinen Sinn machen.
Das Interview führte Michael Meyer.
Anpfiff am Samstag ist um 14 Uhr.
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