Landeshauptstadt: Kritik angebracht
Unterschiedliche Ansichten zum Erfolg des Standortmanagements und -marketings der Schiffbauergasse
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Gabriele Fischer spricht von einer „sehr guten Entwicklung“. Das Standortmanagement und -marketing für die Schiffbauergasse habe „viel voran gebracht“, sagte Potsdams Kulturbeigeordnete gestern gegenüber den PNN. In den diesjährigen Haushalt wurden 90 000 Euro für das Standortmarketing eingestellt und so das Projekt „Frühstart“ im Mai und das Festival „Die lange Midsommar Nacht“ am morgigen Samstag beworben. Es sei gelungen, die Dachmarke Schiffbauergasse, unter der die Kulturanbieter vor Ort wie T-Werk, Waschhaus, fabrik und das Hans Otto Theater zusammengefasst werden, über die regionalen Grenzen hinaus bekannt zu machen. Für Kritik gebe es derzeit keinen Grund, so Fischer. Doch nicht jeder sieht das so.
Jüngster Vorfall, der diese verschiedenen Ansichten mal wieder an die Öffentlichkeit brachte, war ein offener Brief ausgerechnet aus der Stabstelle Projektmanagement Kultur und Medien, die für das Standortmanagement und -marketing der Schiffbauergasse verantwortlich ist. Geschrieben hat diesen Brief Martin Schmidt-Roßleben, der als Beauftragter für den Integrierten Kulturstandort Schiffbauergasse ganz allein tätig ist. Dieser kritische Brief soll disziplinarische Folgen für den Autoren gehabt haben, weil er sich nicht an den verwaltungsinternen Dienstweg gehalten hatte (PNN berichteten).
Ende Dezember wurde Martin Schmidt-Roßleben die Stelle für Kommunikation und Marketing und Ende Januar die Stelle für das Sekretariat und die Finanzen gestrichen, weil diese im Haushalt für 2007 nicht mehr vorgesehen waren. Seit dem sitzt und arbeitet er allein in seinem Büro im Alten Rathaus. Doch von Personalproblemen will Gabriele Fischer nicht reden. „Der Standortbeauftragte für die Schiffbauergasse ist stark verzahnt mit unserem Fachbereich Kultur und Museum, wo wir sehr kompetente Mitarbeiter haben“, sagte Fischer.
In seinem offenen Brief, der den PNN vorliegt, schreibt Schmidt-Roßleben, dass die Vorgabe im aktuellen Haushalt für nur eine Personalstelle für die Stabstelle dem Beschluss der Stadtverordneten vom Dezember 2005 widerspreche, wo von „voraussichtlich 2,5 Personalstellen“ die Rede war. Damals sprach man noch von der Gründung einer „Kultur GmbH“. Doch auch davon hat sich die Verwaltung mittlerweile verabschiedet. Jetzt agiert Schmidt-Roßleben ohne eine genaue Aufgabenbeschreibung und mit einer „total veralteten und unvollständigen Hard- und Software“. Hinzu kommt die „bis heute fehlende Intranet- und Haushalts-Anbindung an die Stadtverwaltung“, heißt es in dem Brief weiter. Doch erst wenn es zu einer Klärung des Aufgabenbereiches von Schmidt-Roßleben kommt, kann sein Arbeitsplatz „effizient eingerichtet werden“, steht in einem Verwaltungsschreiben. Martin Schmidt-Roßleben äußerte auf PNN-Nachfrage, dass er zu diesem Thema nichts sagen dürfe.
In der Märzsitzung des Kulturausschusses hatte der Geschäftsführer des Waschhauses, Michael Wegener, im Namen der vier Kulturträger über 30 Fragen und offene Probleme zum Standort Schiffbauergasse angesprochen. Dabei ging es auch um das Standortmanagement und -marketing. Es sind grundlegende Fragen, die Wegener damals stellte: „Wie soll der Standort zukünftig bzw. schon jetzt gemanagt werden? Wie erfolgt die Finanzierung? Wer organisiert das Standortmarketing?“
Auf seinen Fragen- und Problemkatalog hat Michael Wegener bis heute keine offizielle Antwort bekommen. „Es ist noch immer nicht klar, wie dieser Standort in Zukunft betrieben werden soll“, sagte Wegener den PNN. Das ist umso unverständlicher, weil bis Fertigstellung des Standortes Mitte 2008 rund 100 Millionen Euro Fördergelder geflossen sein werden. Wichtig sei ein Ansprechpartner vor Ort, der sich um die Belange der Kulturträger kümmere, so Wegener. Es braucht jemanden, den man ansprechen könne, wenn es Probleme gibt, und der diese an die Verwaltung weiterleite, der die unterschiedlichen Veranstaltungen koordiniert und Überschneidungen vermeidet, der auch vermittelt zwischen den Kulturträgern und dem Gewerbe. „Wir können das nicht allein leisten und Martin Schmidt-Roßleben auch nicht.“ Dabei gehe es nicht um einen riesigen Personalbedarf. „Ein vernünftiger Standortmanager und eine Bürokraft hier am Standort würden reichen“, sagte Wegener. Bisher wurden solche Aufgaben zum Teil vom Projekt Innopunkt übernommen, das in seiner jetzigen Finanzierungsform aber Ende August auslaufe. Wie es danach weitergeht, wisse er nicht, so Wegener. Er spricht von einem großen Vakuum, das dann entstehen könnte.
Ganz so gut wie von Gabriele Fischer beschrieben, kann die Entwicklung des Standortmanagements und -marketings für die Schiffbauergasse dann wohl doch nicht sein.
Dirk Becker
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